Ein Topf:Der Sound, der aus dem Internet kam

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Toaster, Rasierapparat und Hifi-Anlage. Irgendwann, so die Industrie, ist auch das letzte Gerät vernetzt.

Andreas Grote

(SZ vom 11.3.2003) - Theoretisch ließe sich sogar der Akkuzustand des Rasierapparates über ein zentrales Display abrufen, oder der Toaster von unterwegs mit dem Handy per SMS einschalten. Die Vernetzungs- und Internet- Technik wird immer billiger und, so Philips-Europa-Chef Rudy Provoost, "Breitbandzugänge ins Internet werden in wenigen Jahren so selbstverständlich sein wie heute die Versorgung mit Gas, Wasser oder Strom". Sein Firmenkollege Andreas Parchmann erwartet daher, dass schon in den nächsten drei bis vier Jahren immer mehr Geräte für Audio, Video und Gerätesteuerung im Haus und unterwegs serienmäßig eine Vernetzungsmöglichkeit oder einen Internet-Zugang eingebaut haben. "Dabei werden die bisherigen Zugangsarten nicht verdrängt, sondern lediglich um eine andere Art des Zugangs ergänzt."

Die Micro-Hifi-Anlage Streamium holt sich die Musik per WLan über einen Breitbandzugang aus dem Internet. (Foto: Foto: Philips)

Erste Beispiele kommen noch in diesem Jahr auf den Markt: So holt sich die Micro-Hifi-Anlage Streamium von Philips die Musik per WLan über einen Breitbandzugang aus dem Internet, besitzt aber auch einen analogen FM/AM- Tuner und ein CD-Laufwerk. MusicCast von Yamaha hingegen speichert die Musik auf einem PC-unabhängigen Server mit CD-R-Laufwerk plus Festplatte und sendet sie kabellos an WLan-fähige Verstärker mit Lautsprecher. Ähnlich will die US-Firma ViXS mit ihrem WLAN-Chip Matrix Videomaterial aus dem Internet oder DVD und VHS von einem Videoserver aus an TV-Geräte im Haus verteilen. "Daneben werden neue IP-Protokolle die Vernetzungsmöglichkeiten überall im Haus erweitern, so dass sich alles bis hin zur Steckdose und Lampe zentral steuern läßt", sagt Reinhard Hund vom Zentralverband der Elektronischen Industrie.

Das Interesse der Konsumenten an vernetzbaren Produkten ist offenbar groß. "Es besteht im Moment ein wahnsinniger Bedarf", bestätigt Martin von Ackeren vom Fraunhofer-Institut für mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IMS), das zusammen mit 18 namhaften Industriepartnern das "Innovationszentrum Intelligentes Haus Duisburg" betreibt. In der zwei Millionen Euro teuren Doppelhaushälfte werden vom selbständig einkaufenden Kühlschrank bis hin zur intelligenten Badewanne die neuesten Vernetzungsprodukte für das intelligente Heim auf ihre Alltagstauglichkeit hin getestet. Mit dem System Miele@Home sollen später über ein in den Küchenschrank integrierbares Familienterminal mit berührungsempfindlichem Bildschirm nicht nur Waschmaschine, Trockner oder Geschirrspüler gesteuert werden, sondern auch Heizung, Rolläden und Beleuchtung. Zudem wird die Haustechnik mit dem Internet verbunden. So kann man surfen, aber auch angeschlossene Geräte online vom Servicetechniker warten lassen. "Am Anfang werden das nur wenige Geräte unterstützen", meint Reinhild Portmann von Miele. "Irgendwann werden aber alle Miele-Geräte ein Bus-System haben."

Auch IMS-Experte von Ackeren ist sicher, dass sich kein stationäres oder mobiles Gerät der Vernetzung entziehen kann. Er meint jedoch, man müsse die Geräte Schritt für Schritt einführen, um die Akzeptanzhürde der Verbraucher zu überwinden. "Als vor Jahren ABS im Auto eingeführt wurde, konnte man diese Funktion noch manuell abschalten. Heute denkt keiner mehr daran, darauf zu verzichten."

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