Echelon:Was ist das?

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So viel steht fest: Echelon existiert. Was genau das Abhör-Netzwerk kann, und was der amerikanische Geheimdienst NSA damit macht, ist aber weiterhin umstritten.

Stefan Schmitt

Echelon existiert. Zu diesem Schluss kommt das Europaparlament. Und es hat den Anschein, als könne es weniger als befürchtet.

Moderne Spionage: Schüsseln statt Wanzen. (Foto: Foto: dpa)

"Echelon ist ein System, das von der US-amerikanischen NSA benutzt wird, um internationale Kommunikation, die über Kommunikationsatelliten geleitet wird, abzuhören und zu verarbeiten." Das sagt Duncan Campbell, eine der Schlüsselfiguren in der Enthüllung von Echelon. Und er fügt hinzu: "Echelon ist Teil eines globalen Überwachungssystems, das bereits über fünfzig Jahre alt ist."

Während des Kalten Krieges nahm niemand Anstoß an fremden Schnüfflern im Land, solange es Alliierte waren. Doch nachdem der gemeinsame Feind abhanden gekommen war, wuchs das Misstrauen gegen Einrichtungen wie den amerikanischen Horchposten im bayerischen Bad Aibling. Bad Aibling, wird vermutet, ist Teil von Echelon. Und ein Verdacht, der durch die Enthüllungen zum Spionagenetzwerk noch genährt wird: Von Bad Aibling aus horchen die Amerikaner nicht bloß russische Satelliten ab, sondern auch deutsche Firmen.

Wirtschaftsspionage - das ist der Vorwurf, den das Europäische Parlament und viele Regierungen Europas Echelon machen. Europäische Bürger und Firmen werden angeblich - zum Vorteil der Echelon-Staaten - abgehört. Zu letzeren zählen neben den USA auch Australien, Kanada, Neuseeland und Großbritannien.

In einer besonders pikanten Lage befinden sich die Briten: Als Mitbetreiber von Echelon, sehen die anderen Europäer sie als "Maulwurf" in Europa, als Basis von der aus andere Staaten horchen können.

Die Ankündigung der Amerikaner, ihren Außenposten in Bad Aibling zu schließen und Personal wie Technik ins englische Menwith Hill zu verlegen, bestärkt die Echelon-Skeptiker noch in dieser Ansicht.

Erkki Liikanen, EU-Kommissar für Unternehmen und Informationsgesellschaft, empfiehlt den Europäern, dass sie dringend ihre E-Mails verschlüsseln sollen.

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