Digitale Reißwölfe:Weg damit

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Um private PC-Daten zu vernichten, reicht es nicht, einfach den Datenträger zu formatieren. Nur Spezialprogramme löschen sicher.

Leichte Beute für Datendiebe: Wer eine Festplatte, einen USB-Stift oder auch eine Speicherkarte verkauft, gibt womöglich persönliche Daten preis. Denn vorher gelöschte Fotos oder noch wichtigere Dokumente lassen sich von anderen Anwerdern oft problemlos wiederherstellen. Um das zu verhindern, empfiehlt sich der Einsatz von speziellen Löschprogrammen - sie fungieren als digitale Reißwölfe.

Löschen reicht nicht - was vernichtet scheint, kann schnell wiederhergestellt werden. (Foto: Foto: iStock)

"Daten, die auf herkömmliche Weise gelöscht werden, sind nicht verschwunden", erklärt Peter Knaak, Technik-Experte bei der Stiftung Warentest in Berlin. Selbst was aus dem Papierkorb entfernt wurde, können Computerlaien mit einfachen Mitteln wiederherstellen - Profis erst recht. "Viele Nutzer wiegen sich in Sicherheit, wenn sie den Datenträger formatiert haben, aber auch das genügt nicht", ergänzt Jaroslav Smycek, Technik-Experte von der Verbraucherzentrale Niedersachsen in Hannover.

Der Hintergrund ist nicht schwer zu verstehen: Das Betriebssystem löscht lediglich das Inhaltsverzeichnis des Datenträgers und markiert den Platz als neu zu vergeben. Die E-Mail-, Foto- oder auch Text-Dateien selbst sind deshalb noch so lange vorhanden, bis sie von anderen Informationen überschrieben werden. Bis dahin lassen sie sich mit Datenrettungstools wiederherstellen.

Mit Daten-Kauderwelsch überschreiben

"Bevor jemand gebrauchte Speichermedien verkauft oder im Rahmen einer Reklamation umtauscht, sollten sensible Daten restlos entfernt werden", rät daher Peter Knaak. Hier kommen die Spezialprogramme ins Spiel. Die digitalen Reißwölfe mit teils martialisch klingenden Namen wie "Active Killdisk" oder "Safe Erase" vernichten kompromisslos alle Daten, die ihnen in die virtuellen Fänge kommen.

Allerdings geschieht das auf ganz harmlose Weise: Die zum Löschen freigegeben Dateien werden mit Daten-Kauderwelsch überschrieben. Die in Hamburg erscheinende Zeitschrift Computer-Bild hat vor kurzem sechs der Programme getestet (Ausgabe 2/2008). Das Urteil: Alle erledigen ihren Putz-Auftrag gründlich. Keine einzige Datei konnte wiederhergestellt werden, nachdem die Speichermedien jeweils mehrfach überschrieben worden waren.

Im Detail unterscheiden sich die Programme aber. Der Testsieger "Safe Erase 3.0" (O&O Software; 29,90 Euro) und der Zweitplatzierte "Active Killdisk 5.0" (LSoft, ca. 35 Euro; nur als Download unter www.killdisk.com) säubern neben Festplatten auch USB-Stifte und Speicherkarten. Als einziges getestetes Programm kann "Safe Erase" nicht nur komplette Platteninhalte, sondern auch einzelne Dateien und Ordner löschen. Am schnellsten arbeitete die Software "Data Cleaner+" (Blancco; 22,95 Euro unter www.blancco.com/deu/home).

Besser vorher überlegen

Eine 80 Gigabyte große Platte putzte sie in weniger als eineinhalb Stunden. Die Dauer des Löschvorgangs hängt jedoch nicht nur vom Programm, sondern auch vom gewählten Verfahren ab: Je öfter die Daten überschrieben werden, desto unwahrscheinlicher ist die Rekonstruktion. Beim von Computer-Bild empfohlenen Standard des US-Verteidigungsministeriums - genannt DoD 5220.22-M - geschieht das drei- bis siebenfach.

Meist stehen bei den Programmen mehrere Lösch-Verfahren zur Auswahl, so dass die Nutzer zwischen maximaler Sicherheit und Tempo abwägen können. Eines gilt es aber zu bedenken: Ist die Festplatte mit den Lösch-Programmen erstmal gesäubert, ist eine Wiederherstellung der Daten auch dann ausgeschlossen, wenn Anwender sie plötzlich selbst gern zurück hätten. "Sie sollten daher zuvor genau prüfen, ob sie die Daten wirklich nicht mehr benötigen oder ob an anderer Stelle noch eine Sicherungskopie vorliegt", rät Technik-Experte Smycek.

© dpa, Berti Kolbow/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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