Deutscher Datenschutzkongress:"Vorbildlicher Umgang"

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Was bedeutet Datenschutz in Zeiten des elektronischen Exhibitionismus? Der oberste deutsche Datenschützer, Peter Schaar, und Googles Datenschutzbeauftragter, Peter Fleischer, finden ganz unterschiedliche Antworten.

Daniel Steinmaier, Berlin

"Wenn Medien das Thema Datenschutz behandeln, ist politisch schon etwas schief gegangen." Peter Schaar, der oberste deutsche Datenschützer, prangert auf dem 9. Datenschutzkongress in Berlin die Sammelwut des Staates und den Exhibitionismus vieler Internetnutzer an.

Wer darf welche Daten speichern? (Foto: Foto: dpa)

Doch auf der Tagung sind die behördlichen Datenschützer nicht unter sich. Auch die Privatwirtschaft ist anwesend. Am lautesten versucht Peter Fleischer, die Interessen der Unternehmen zu vertreten. Fleischer ist der Datenschutzbeauftragte von Google, dem Konzern, der von Kritikern als weltgrößte Datenkrake bezeichnet wird, weil er unter anderem bereits bei jeder Suchanfrage Nutzerdaten speichert.

Der Deutschamerikaner Fleischer erläutert vor allem, wie vorbildlich Google mit den Nutzerdaten umgehe. "Wenn die Nutzer kein Vertrauen haben, werden sie unsere Dienste nicht nutzen", sagt Fleischer und versucht Transparenz zu demonstrieren. Mithilfe von Youtube-Videos erkläre Google genau, wie man mit Nutzerdaten umgehe. Die Suchmaschine speichert das Suchwort sowie Datum und Uhrzeit der Anfrage, den verwendeten Browser und das Betriebssystem, Cookie-Daten sowie die IP-Adresse der Nutzer.

IP-Adresse und Nutzerdaten

Die Nutzer hinter der IP-Adresse könne man aber nicht zurückverfolgen, betont Fleischer, da die Internet-Provider die Nutzerdaten nicht an Google herausgeben dürfen. Zudem identifiziere eine IP-Adresse nur einen Computer, nicht aber eine Person. Deshalb sei sie auch keine personenbezogene Angabe. Hier widerspricht Peter Schaar vehement.

Wer sich dagegen selbst bei Google identifiziere, indem er sich etwa bei iGoogle oder Google-Mail mit seinem Namen registriere und einlogge, der gebe seine Identität zusammen mit seiner IP-Adresse preis. "Dann ist die IP-Adresse personenbezogen", sagt auch Fleischer.

Damit dies die Nutzer nicht davon abhält, die personalisierten Google-Services zu nutzen, verspricht der Konzern, einige Stellen der gespeicherten IP-Nummern nach 18 Monaten zu löschen. "Die 18 Monate erscheinen uns eine gute Balance aus Datenschutz und der technischen Erfordernis", erklärt Fleischer. Auch die Haltbarkeit der Cookies und Einstellungen, die etwa die Sprache des Nutzers speichern, habe der Konzern von 30 auf zwei Jahre begrenzt.

Auch Fleischer appelliert an die Eigenverantwortlichkeit der Nutzer: "Die User müssen lernen, die Kontrollmöglichkeiten zu nutzen". Immerhin hätten sich schon über 500.000 Menschen auf Youtube die Filme zu Googles Datenpraxis angesehen. "Videos, die nichts mit Naomi Campbell oder Claudia Schiffer zu tun haben", freut sich Fleischer.

Doch von 500 Millionen Google-Nutzern, die Fleischer in seinem Vortrag nannte, sind 500.000 nun wahrlich nicht viele.

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