Seinen ersten Auftritt hatte der geduldige Ratgeber während der Bundestagswahl. Da sei das gefiederte Nachschlagewerk "wahnsinnig gut angekommen", sagt Hans-Peter Neumann vom Bundestagsreferat "Online-Dienste".
Deshalb wird der virtuelle Dienstleister nun für weitaus mehr Themengebiete mit Wissen gefüttert. Der virtuelle Berater ist um keine Antwort verlegen und wahrt dennoch die Etikette. Selbst bei eher provokativem Input wie "Liebst Du mich?" behält er die Contenance: "Sie sind mir sympathisch, aber mehr Gefühle fände ich an dieser Stelle übertrieben."
Im schlimmsten Fall schlägt der Adler dezent, aber bestimmt einen Themenwechsel vor. So ruft die Aufforderung "Zieh Dich aus!" folgende sachlich korrekte und pädagogisch wertvolle Reaktion hervor: "Das geht nicht und dieses Anliegen gehört auch wirklich nicht hierher. Haben Sie kein besseres Thema auf Lager?"
Zwar traut sich der Adler kein Urteil über Angela Merkel zu ("Meine Meinung? Mich interessiert vielmehr Ihre Meinung!"), aber das ist ja auch wirklich nicht seine Aufgabe. Wichtig ist die fachliche Kompetenz: Er weiß, dass Frau Merkel Bundeskanzlerin ist, wieviele Sitze das Parlament hat und wer Bundestagpräsident ist. Zudem verlinkt der Berater in seiner Antwort meist treffend auf weitere Informationen.
Das Rätsel des weißen Hauptes
Warum aber der weiße Kopf? Auf diese Frage gibt der Adler keine klare Antwort. Der offizielle Symbolvogel der Bundesrepublik ist vom Kopf bis zur Schwanzfeder schwarz, versehen mit rotem Schnabel und roten Krallen. Der virtuelle Adler erinnert dagegen eher an seinen großen Bruder, den amerikanischen Weißkopfseeadler.
Die Ursache für diese farbliche Variation: Eine originalgetreue Darstellung in Schwarz-rot würde zwar gut zur großen Koalition passen, als Comicfigur sähe das aber leicht rabenartig aus.
So ist es dem Bundesverfassungsschutz bei der Gestaltung seines Maskottchens ergangen. Das helle Haupt des Bundestags-Adlers ist also kein Bückling vor dem Ami-Adler, sondern vielmehr Ausdruck eines Designproblems.
Daher sieht der Adler auch so anders aus als die berühmte "fette Henne", die im Plenarsaal prangt: "An diesen Adler soll der virtuelle Berater ganz bewusst nicht erinnern. Wir wollten eine deutlich lockerere Form, schließlich soll man sich mit ihm unterhalten wollen", so Adler-Wärter Hans-Peter Neumann.