Datenschutz im Netz:Google - der Feind deiner Privatsphäre

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Sie wollen alles wissen: Einer neuen Studie zufolge sammeln große Internetfirmen hemmungslos Kundendaten - allen voran Google.

Jan Fredriksson

Google dringt tief in die Privatsphäre von Internetnutzern ein - dies sagt die britische Organisation Privacy International (PI) in der Kurzversion einer neuen Studie mit dem Titel "A Race to the Bottom" ("Rennen um den letzten Platz"). Als einzige von 23 großen Internetfirmen erhält der kalifornische Technologiekonzern die schlechteste von sechs Wertungen: "Feind der Privatsphäre".

Google verwandelt Daten in Geld und Macht. (Foto: Foto: AP)

Schon die Google-Regeln zum Umgang mit privaten Daten seien "vage, unvollständig, und missverständlich" formuliert. Suchdaten würden 18 bis 24 Monate lang gespeichert, der Rücklauf bei Kundenbeschwerden sei "miserabel" -das sind nur einige der Vorwürfe.

Daten zu persönlichen Interessen und Eigenschaften der Nutzer helfen nicht nur Google dabei, Werbekunden ganz gezielten Zugang zu potenziellen Kunden zu garantieren - deshalb verwundert es nicht, dass auch keine der anderen Firmen es in die beste der sechs Kategorien schaffte.

Die Google-Konkurrenten Yahoo und AOL landen auf fünften Plätzen. So würden Yahoo-Nutzer beim Registrieren aus Marketinggründen aufgefordert, sehr persönliche Daten einzugeben; AOL bekenne sich recht offen zur Weiterverarbeitung persönlicher Angaben, sage jedoch nirgenwo, wie das geschieht.

Microsoft bekam immerhin eine "Vier", was aber laut PI keineswegs mit "ausreichend" gleichzusetzen ist: Der wesentliche Unterschied zwischen Google und Microsoft liege weniger im täglichen Umgang mit Kundendaten, sondern in der Grundhaltung zum Thema Datenschutz. Zumindest sei Microsoft dabei, im gesamten Unternehmen eine klare Datenschutzpolitik zu entwickeln.

Privacy International wurde 1990 gegründet. Seit den Anfängen des Word Wide Web hat die Londoner Organisation sich durch scharfe Kontrolle des Datenschutzes im Internet hervorgetan: die selbst gestellte Aufgabe ist der Schutz der Privatsphäre gegenüber den Begehrlichkeiten von Behörden und Untenehmen.

Diese gehen mitunter ineinander über, wie PI im Jahr 2000 beklagte: Die Organisation protestierte gegen die Weitergabe von Kundendaten durch den Internet-Buchhändler Amazon an staatliche Stellen an. 2006 wies PI auf die Schwierigkeiten hin, beim Auktionshaus Ebay und etlichen anderen Internetfirmen ein einmal eingerichtetes Kundenkonto und die damit verbundenen persönlichen Daten wieder zu löschen.

Im September will PI die weit umfangreichere Vollversion der Studie veröffentlichen. Man darf gespannt sein, wie die Unternehmen reagieren.

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