Das Linux-Experiment II:Part 6: 'netscape-i686-pc-linux-gnu-installer.tar.gz' Oder: Was ist ein schöner Befehl?

Lesezeit: 2 min

Bernd Graff

Der Konqueror surft prächtig, K-Mail, das E-Mail-Programm für KDE, ist ein guter Mailer. Knode sammelt News. Was will man mehr? Doch ich wollte mehr. Ich wollte nun mal Netscapes neuen Browser und sein vertrautes Mail- und News-Programm. Beides gibt's für Linux. Den Internet Explorer übrigens nicht mehr: "We sincerely apologize, but Internet Explorer technologies for UNIX are no longer available for download." Steht auf: "http://www.microsoft.com/unix/ie/default.asp"

Man bewegt sich also wie gewohnt auf die Netscape Homepage und lädt eine Datei herunter die da heißt: 'netscape-i686-pc-linux-gnu-installer.tar.gz'

Soweit, so gut - und jetzt? Und? Jetzt?

Was bitte fängt ein normalsterblicher Linuxnovize mit 'netscape-i686-pc-linux-gnu-installer.tar.gz' an?

Draufklicken jedenfalls nicht. Da tut sich kein Muckserchen. Was will uns denn die Doppelendung sagen. "Geteert.Gezüchtigt"? Himmel, was tun?

Suchen im Web. Wie installiere ich Netscape für Linux? Hilfe auf einer "Mandrake"-Site, das ist ein Mitbewerber am Linuxhimmel, die immerhin wusste: Öffne eine Konsole und... "Type tar xzf netscape-i686-pc-linux-gnu-installer.tar.gz! This command extracts the archive to a new directory called 'netscape-installer'".

Stimmt, so geschieht das auch tatsächlich.

Doch, Hand aufs Herz: Wollen wir "tar xzf" einen schönen, leicht zu merkenden Befehl nennen? Niemals.

Da sind sie also endlich, jene Linux-Gräuel, welche die berüchtigten "Man-Pages" (Manuals=Hilfeseiten!) zu jedem Befehl ausspucken. Xzf hier sind etwa Optionen zum "Teer"-Befehl, die unbedingt in der korrekten Klein/Großschreibweise eingegeben werden müssen, die mal mit, mal ohne Minusstrich nach dem eigentlichen Befehl erfolgen, mal mit, mal ohne Leerzeichen gereiht werden, und die in der korrekten Reihenfolge jeweils ganz bestimmte Dinge auslösen. Allein, das kann sich doch kein Schwein merken!

Jedenfalls, nach der von Mandrake abgekupferten Kürzelkaskade wechselt man in das neu erstellte Verzeichnis ... und? Jetzt?

Wieder nichts. Dateien sind da, viele Dateien sogar, aber keine "exe"-s. Was klicke ich denn nun aber an?

Neuer Anlauf, neue Site: "Type ./netscape-installer."

Aha! (Man beachte: Hier stehen ein Punkt und ein Querstrich vor dem Befehl. Warum? Auch das weiß vermutlich allein Jesus. Oder aber ein jesusnaher Linuxer, der die oben avisierte "Medizin-CD" gewinnen möchte ;-))

Schließlich: Das klappt alles, aber nur, wenn man sich zuvor kommandozeilentechnisch in eben jenes Verzeichnis 'netscape-installer' vorgerobbt hat. Das wiederum, das wusste ich noch aus alten DOS-Tagen.

Ein Fenster geht auf, der Installer kontaktiert die FTP-Seite von Netscape und beginnt mit dem Download.

Liebe Linuxer! So etwas wie ein grafisches Winzip wäre doch schön. Könntet ihr nicht so etwas erfinden, basteln, programmieren? Das komprimierte File kommt, man klickt es an - und darf fortan vergessen, dass sein Inhalt komprimiert ist. Das wär´s doch.

--------------- Nun müsste an dieser Stelle unbedingt ein Einschub erfolgen über die Vorzüge von Open Source, der Programmierer-Community und den weltweit möglichen Verbesserungen, die der stets mitgelieferte Quellcode jedes einzelnen Programms ja fast täglich erfährt. Allein, ich erspare mir diesen so notwendigen Exkurs, der immerhin erläuterte, warum etwa eine Suse-Distribution mit ausgetüfteltem Betriebssystem und Tausenden von Programmen (eben Office-Pakete, Bildbearbeitung, und und und...) immer noch so viel preiswerter ist als ein einziges, legal erworbenes Progrämmchen der Mitbewerber aus Redmond. Vermutlich würde der Exkurs mit dem Satz schließen: "Die Geschichte der Entstehung und Fortentwicklung des Betriebssystems Linux bis zu KDE 3 stellt eines der letzten Wunder der Menschheit dar. Sowohl in ökonomischer wie technischer Hinsicht." Ja so müsste der Exkurs enden.

Zeit für einen solchen Exkurs wäre ja. Denn es dauert, bis die Installationsdateien für Netscape herunter geladen sind. Ich surfe mit Modem. -----------

Netscape konfiguriert sich dann selber. Man kann das fertige Programm, das hier nur Netscape heißt, aufrufen, anklicken - und wie bei Windows Verknüpfungen auf den Desktop oder die Kontrollleiste legen. "Funzt", wie es im Jargon heißt. Es funktioniert.

Sehr schön, aber dann wollte ich noch die Welt sehen. So, wie sie wirklich ist.

- weiter zu Part 7

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