Centrino:Drahtlos auf Draht

Lesezeit: 2 min

Zum Auftakt der Cebit in Hannover führt Intel eine Prozessortechnik ein, die ausschließlich für Notebooks entwickelt wurde.

Peter Zschunke / AP

Prozessoren für Notebooks waren jahrelang die etwas lieblos behandelten Stiefkinder der Silizium-Branche: Für die mobilen Rechner haben Intel und AMD lediglich die Prozessoren für den Desktop-PC etwas verändert, um ihren Stromhunger zu zügeln.

Herausragendes Merkmal des Wunderwerks aus winzigen Leiterbahnen und Millionen von Transistoren: Der Chip hat die Technik für die drahtlose Verbindung zum Internet schon integriert. (Foto: Foto: Intel)

Jetzt führt Intel zum Auftakt der Cebit in Hannover die Prozessortechnik "Centrino" ein, die ausschließlich für Notebooks entwickelt wurde. Herausragendes Merkmal des Wunderwerks aus winzigen Leiterbahnen und Millionen von Transistoren: Der Chip hat die Technik für die drahtlose Verbindung zum Internet schon integriert, eine zusätzliche Karte für das Wireless LAN (WLan) ist nicht mehr nötig. Außerdem wurde die Chip-Architektur des "Pentium M" (das M steht für "mobil") deutlich erweitert.

Mit dem Centrino-Chip nimmt Intel Abschied von der Strategie, mit immer höheren Taktraten zu glänzen. Der neue Notebook-Chip beschränkt sich auf Taktraten von 900 Megahertz bis 1,6 Gigahertz - dabei bietet Intel für Notebooks schon einen Pentium-M mit 2,4 Gigahertz an, und bei den Desktop-Prozessoren liegt die Messlatte für die Geschwindigkeit der Befehlsverarbeitung zurzeit bei 3,06 Gigahertz. Allerdings ist diese Leistung nur für besonders rechenintensive Anwendungen wie die 3D-Konstruktion nötig, bei denen das Notebook kaum zum Einsatz kommt. Und Intel erklärt, dass der 1,6-Gigahertz-Centrino im Test besser abgeschnitten hat als ein 2,4-Gigahertz-Pentium M.

Für den Centrino verspricht Intel zudem weitere Verbesserungen beim Strombedarf. So soll der Prozessor erkennen, wenn Programme mit geringen Leistungsanforderungen genutzt werden, und die Stromzufuhr dann automatisch drosseln. Weil der Stromverbrauch beim Notebook zu einem großen Teil vom Bildschirm und anderen Bauteilen verursacht werde, kümmere sich Centrino nicht nur um die Leistungsaufnahme des Prozessors, erklärt der Leiter des Intel-Geschäftsbereichs Mobile Plattformen, Anand Chandrasekher. Das Ergebnis ist laut Intel eine Verlängerung der Lebensdauer einer Akku-Ladung um etwa eine Stunde.

Der im Centrino-Chipsatz eingebaute Intel Pro/Wireless 2100 Netzwerk Adapter stellt Funkverbindungen zu lokalen drahtlosen Netzen nach dem Standard 802.11b her - damit können Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 11 Megabit pro Sekunde genutzt werden. Der modernere WLan-Standard 802.11a mit einer maximalen Datenübertragung von 54 Megabit pro Sekunde, soll von künftigen Centrino-Versionen unterstützt werden.

Angestrebt wird auch das gleitende "Roaming" zwischen WLAN- und Mobilfunknetzen: Damit ist die Internet-Verbindung auch dann gewährleistet, wenn sich das Notebook nicht im Empfangsbereich eines WLAN-Hotspots befindet.

Intel will auch bei der Einrichtung dieser Hotspots mit einer Empfangsreichweite von 50 Metern innerhalb und 300 Metern außerhalb eines Gebäudes aktiv werden. Bis Ende des Jahres sollen weltweit mehrere tausend Hotels, Restaurants und öffentliche Einrichtungen ein Centrino-Zertifikat erhalten. "Das ist für uns ein Qualitätsstempel, der zeigt, hier haben wir das getestet und hier läuft das Zusammenspiel zwischen der Funk-Infrastruktur und Centrino", erklärt Intel-Sprecher Klaus Obermaier. "Dies schließt weder andere Technologien noch andere Produkte aus." Auch im deutschsprachigen Raum wurden bereits erste Vereinbarungen mit WLAN-Providern getroffen.

Die Markteinführung von Centrino wird von einer massiven Werbekampagne begleitet, die Anfang nächster Woche startet. "Kabel ab!" Lautet das Motto der Fernsehwerbespots mit Geschäftsleuten an ungewöhnlichen Orten wie einem Sprungbrett im Schwimmbad, einer Flughafen-Bahn oder auf einem Golfplatz. Das Budget für die Centrino-Kampagne soll den Werbeaufwand von 300 Millionen Dollar für die Pentium-4-Einführung Ende 2000 noch übertreffen.

Der Centrino könnte nach Einschätzung von Fachleuten den WLan-Boom weiter vorantreiben. Die Popularität der Funkverbindung hat bereits im vergangenen Jahr dazu beigetragen, dass der Verkauf von Notebooks nach den Daten der IDC-Marktforscher um 9,8 Prozent zugenommen hat, während der Absatz von Desktop-Computern um 1,0 Prozent zurückgegangen ist.

Die Technik für Prozessoren von mobilen Computern sei bisher immer von den Desktop-Prozessoren abgeleitet worden, erklärt Mark Margevicius, der sich bei der Marktforschungsfirma Gartner um die Chip-Branche kümmert. "Jetzt ist der Pentium M erwachsen geworden. Er ist nicht länger das vergessene Stiefkind."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: