Cebit: Blu Ray gegen HD-DVD:"Lasst sie kommen!"

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Geht es um markige Sprüche, hat die HD-DVD gegenüber der Blu Ray-Disc im Duell der Formate die Nase vorn. Auf der Cebit übertrumpfen sich die Hersteller gegenseitig mit Ankündigungen - und die Verbraucher sehen ratlos zu.

Jörg Donner

Könnte man den Erfolg eines Produkts an den Teilnehmern einer Pressekonferenz ablesen, müsste sich Sony warm anziehen. Zu der als Show inszenierten Verlautbarungsshow des HD-DVD-Konsortiums drängeln sich etwa doppelt so viele Interessierte in die große Halle, als bei der Konferenz mit Pseudo-Neuheiten des Blu Ray-Lagers.

Mit dem HD-EP10 bringt Toshiba bereits den dritten Player für HD-DVDs auf den europäischen Markt. Der Preis liegt bei rund 700 Euro (Foto: Foto:)

Neues erfährt man freilich bei beiden Unternehmen kaum. Jedes legt die Fakten mehr oder weniger zu seinen Gunsten aus. "Wir haben in etwa fünf mal mehr Abspielgeräte auf dem Markt, als unsere Mitbewerber", heißt es von Nick Sharples von Sony, der darin eine Marktmacht sieht.

HD für Filme, Blu-Ray für Spiele?

"Von den vielen Geräten sind nur 30.000 tatsächlich Blu Ray-Player, fast eine Million sind Playstation 3 - und die ist nun mal mehr Spielkonsole als Abspielgerät", kontert Mark Knox von der Gegenpartei im Interview mit sueddeutsche.de. "Im Gegensatz zu Blu Ray kaufen unsere Kunden die Abspielgeräte, weil sie Inhalte haben wollen.

Ein Spieler, der sich eine Playstation 3 kauft, hat nicht unbedingt Interesse an Filmen in High Definition", gibt Oliver van Wynendaele von Toshiba aus dem HD-Lager zu bedenken. Für die Hollywood-Studios sei dies eine wichtige Entscheidungsgrundlage, um sich im Formatstreit zu entscheiden.

Zugegebenermaßen eine schlüssige Argumentation. So ist beispielsweise für die Spielekonsole Xbox 360 von Microsoft ein HD-Laufwerk als Zubehör erhältlich. Weil aber außer Filmen keine Inhalte dafür angeboten werden, sind die Käufer mit hoher Wahrscheinlichkeit zukünftige Kunden der Studios. "Und das Laufwerk ist fast überall ausverkauft", sagt Jordi Ribas von Microsoft.

"Lasst sie kommen"

Den Verkaufsstart der Playstation 3 nimmt das HD-DVD-Konsortium daher gelassen hin. "Lasst sie kommen", sagt van Wynendaele siegessicher. "Die Playstation kostet 600 Euro", rechnet er vor. "Zu einer Spielekonsole kauft man sich in der Regel ein Spiel, vielleicht sogar zwei. Und weil in der Packung kein HDMI-Kabel liegt, um die volle HD-Auflösung zu nutzen, muss man das auch noch kaufen." Auf diese Art käme auf die Verbraucher mitten im Jahr eine Ausgabe von fast 800 Euro zu. "Viel Geld, abseits von Weihnachten ."

Allerdings sind auch die 700 Euro kein Pappenstiel, die voraussichtlich für den neuen HD-DVD-Player von Toshiba fällig sind. Auf der Cebit zeigt das Unternehmen mit dem HD-EP10 sein drittes Gerät für den europäischen Markt. Bei Sony ist man indessen davon überzeugt, dass der Verkaufsstart der Playstation 3 in Europa den Formatkrieg entscheiden wird.

In den beiden ersten Monaten des Jahres verkauften sich Filme auf Blu Ray-Discs in den USA angeblich doppelt so oft, wie im Konkurrenz-Format HD-DVD. Allerdings lässt sich er der europäische Markt kaum mit dem US-amerikanischen vergleichen. Während sich dort beispielsweise die Programmanbieter damit übertrumpfen, wer mehr Inhalte im High Definition-Standard ausstrahlt, ist in Europa noch kaum ein Angebot in HD verfügbar.

VMD als dritter Gewinner

Für die Konsumenten spielt daher die Frage "Blu Ray oder HD-DVD?" noch kaum eine Rolle. "95 Prozent der Menschen da draußen wissen nicht mal, dass es zwei verschiedene Standards gibt", gibt auch Mark Knox zu. "Sie wollen lediglich Inhalte in guter Qualität." Die könnte allerdings auch ein dritter Anbieter im Markt liefern. Die chinesische Firma "New Medium Enterprise" (NME) hat kürzlich mit der "Versatile Multilayer Disc" (VMD) ihr eigene, günstige Alternative zu den beiden Konkurrenten vorgestellt.

Und gleich mächtige Verbündete mit ins Boot geholt: Sechs große indische Filmvertriebe sind Partner der VMD, den Playern sollen daher gleich zehn Bollywood-Streifen beiliegen. Stimmen die angekündigten Preise, könnten Blu Ray und HD-DVD ernsthafte Konkurrenz bekommen. Mit 250 Dollar wären die VMD-Spieler deutlich billiger als die vorhandenen Geräte. Und letztendlich, das weiß auch Mark Knox, "entscheidet immer der Preis, welches Format gewinnen wird".

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