Aus Sicht der Optimisten konnten die Veranstalter den Ausstellerschwund der vergangenen Jahre stoppen und sogar einen leichten Zuwachs verbuchen. 6115 Firmen der Elektronik- und Computerbranche werden in diesem Jahr ihre Zelte auf dem Messegelände in Hannover-Laatzen aufschlagen - sechs mehr als im vergangenen Jahr.
Durch die Brille des Pessimisten betrachtet besteht sogar Grund zur Freude: Die Cebit hat überlebt. Während der einstige amerikanische Konkurrent, die Computermesse Comdex in Las Vegas, im vergangenen November abgesagt wurde, ist das internationale Interesse an der Cebit ungebrochen. Rund die Hälfte aller Aussteller kommt aus dem Ausland, wobei der asiatisch-pazifische Raum mit 1570 Firmen dominiert.
Dabei gab es zahlreiche Parallelen zwischen der Cebit und der Comdex. Mit dem Einzug von Computertechnik in die Telekommunikation und Unterhaltungselektronik haben sich in den vergangenen Jahren die Themenschwerpunkte verschoben. Teile der traditionellen Computerbranche wie etwa die Druckerhersteller fühlten sich auf beiden Messen nicht mehr gut aufgehoben. Unternehmen wie Oki, Canon oder Hewlett-Packard sagten ihre Teilnahme entweder ab oder wurden zu Untermietern an anderen Messeständen.
Sogar Microsoft Deutschland drohte im vergangenen Herbst der Cebit mit Liebesentzug, was wohl eine katastrophale Signalwirkung auf andere Aussteller gehabt hätte. Doch Microsoft-Boss Steve Ballmer entschied sich dann doch noch für eine Teilnahme. In den USA lagen die Verhältnisse anders. Die Comdex hatte durch die Consumer Electronics Show (CES) Konkurrenz bekommen, bei der typische Microsoft-Themen wie mobiles Computern und die Verschmelzung von Computer und Unterhaltungselektronik im Vordergrund stehen.
In Deutschland könnte die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin der Cebit gefährlich werden. Ihre Wurzeln indes reichen tief zurück in die analoge Vergangenheit, weshalb sie noch lange keine reine Microsoft-Messe wie die CES ist. Das wird wohl auch der Hauptgrund dafür sein, dass der Branchenprimus aus Redmond auch in diesem Jahr wieder einen standesgemäßen Cebit-Auftritt hat.
Ein anderes Schwergewicht hingegen hat bereits den Schwenk zur IFA vollzogen. Der niederländische Philips-Konzern erteilte der Cebit in diesem Jahr eine Absage, weil er seinen Messe-Etat für die CES und die IFA einsetzen möchte. Falls dieses Beispiel Schule macht - Hewlett-Packard wendet sich gerade verstärkt dem Privatkunden zu - kann es künftig eng werden für die Cebit.
Cebit 2005 - "same procedure as every year?" Ja und Nein. Apple, der Exot unter den Computerherstellern, bleibt der Cebit wie in jedem Jahr fern. Damit fehlt zugleich der Marktführer bei MP3-Playern ("iPod") und beim Internet-Musikhandel ("iTunes Musikstore").
Schwerpunktthemen für Privatbesucher sind auch in diesem Jahr wieder unter anderem das Multimedia-Wohnzimmer, UMTS-Anwendungen, TV-Apparate mit Riesenbildschirmen, Fotos und Handys. Zu den Dauerbrennern, die in diesem Jahr ins Rampenlicht rücken, zählt auch die Internet-Telefonie. Für Diskussionen werden auch die Messebeiträge zur künftigen Gesundheitskarte sorgen. Ein Cebit-Besuch lohnt also auf jeden Fall.
(sueddeutsche.de)