Briefverkehr:Wenn das Handy mailt

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Neue Mobilfunk-Mode: Elektronische Post landet jetzt auch in der Jackentasche.

Von Andreas Grote

Das Zeitalter der Brombeere ist angebrochen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine neue Stufe des Ernährungsbewusstseins, orientiert an einer schmackhaften Frucht. "Blackberry" heißt vielmehr ein neues Funktionsprinzip bei Mobiltelefonen, das der kanadische Hersteller Research in Motion (Rim) erdacht hat: Die Blackberry-Technik macht es möglich, eingehende Emails ohne Zutun ihres Nutzers sofort auf dem Handy-Display erscheinen zu lassen.

Das ist vor allem für Geschäftsleute interessant - ein Potential, das inzwischen auch die Konkurrenz für sich entdeckt hat. Und so lizenzieren zurzeit immer mehr Handyhersteller das Blackberry-Prinzip, das unter dem Begriff Push-Email an Bekanntheit gewinnt, und integrieren die Funktion in ihre Handys.

Neben Nokia, Siemens und Sony Ericsson bringt im Februar auch T-Mobile seinen neuen Handy-Organizer "MDAIII" mit der Blackberry-Technik auf den Markt. Er soll Push-Mails mit anderen technischen Annehmlichkeiten wie Kamera oder MP3-Player kombinieren, die man beim kanadischen Original noch vergeblich gesucht hat. Vodafone kündigte als erster Hersteller zur Cebit sogar an, einen eigenen Push-Email-Dienst einzurichten.

Ständig erreichbar

Bislang ist das Push-Email-Handy noch ständig mit dem Blackberry-Server in der Rim-Zentrale online verbunden - über den Datenmobilfunkstandard GPRS. Der Blackberry-Server schaut ständig in bis zu zehn Email-Konten des Nutzers nach neuen Nachrichten. Neue Mails werden dann als Kopie in ein Sammel-Konto des Nutzers auf den Blackberry-Server geholt und auf das Handy "weitergepusht".

Auch Mail-Anhänge für Word- oder Excel-Dateien können mit dem Handy heruntergeladen und auf dem Display betrachtet werden. Und das Ganze funktioniert auch in die andere Richtung: löscht ein Nutzer auf seinem Blackberry eine Email, wird dies über das Sammelkonto sofort an den zuständigen Email-Account weiter geleitet.

Offene Lösung für Push-Mails

Will hingegen ein Unternehmen seine Mitarbeiter unterwegs mit geschäftlichen Emails versorgen, dann muss es einen eigenen Blackberry-Server anschaffen und neben dem Firmen-Mailserver aufstellen, der von außen kommende Rim-Emailabfrage aus Sicherheitsgründen ablehnen würde. Koordiniert das Unternehmen die Termine und Kundenadressen ihrer Mitarbeiter über Microsoft Outlook oder Lotus im Firmennetz, werden auch diese Daten gleich mit dem Blackberry des Mitarbeiters abgeglichen, sodass er Terminänderungen ständig aktualisiert vorfindet.

Eine ernst zu nehmende Alternative zu Blackberry oder dem Push-Email-Dienst von Vodafone bietet auch die Firma Space2go an. Das deutsche Unternehmen hat in Zusammenarbeit mit namhaften Handyherstellern wie Nokia oder Siemens, die mit dem Smartphone-Betriebssystem Symbian fast zehnmal so viele Nutzer erreichen wie Blackberry, eine offene Lösung für Push-Mails entwickelt: Das erforderliche Programm lässt sich per Download aus dem Internet ins Handy installieren.

Und Unternehmen müssen keinen zusätzlichen Server anschaffen, sondern nur eine weitere Software aufspielen, die eingehende Elektropost auf die Mitarbeiterhandys pusht: eine besonders preisgünstige Lösung für Manager, die auch unterwegs am Mobiltelefon Geschäftsbriefe beantworten wollen.

© SZ vom 2.2.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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