Bluejacking:Drahtlos hacken

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Warum moderne Handys manchmal seltsame Botschaften anzeigen und warum das vielleicht sogar gefährlich sein könnte.

Von Helmut Martin-Jung

Wo die versammelte Jungdynamik ihren Espresso gegen das mittägliche Kreativ-Tief einnimmt, da sind sie nicht weit, Handys und andere elektronische Spielzeuge neuester Bauart. Und plötzlich passiert es: Der Buntschirm-Handheld - die elektronische Version des Terminkalenders - fiept, auf dem Bildschirm steht etwas von "Visitenkarte empfangen". Das will man doch sehen, oder? Also munter draufgeklickt - und heftig erschrocken: "You are bluejacked", steht auf dem Bildschirm, "und außerdem hängt deine Krawatte im Kaffee . . ."

Blaufunk angeschaltet - Türen offen. (Foto: Foto: ma)

Ein Virus? Fiese Geheimagenten? Von wegen. Seit einigen Wochen machen sich Besitzer von mobilen Geräten einen Spaß mit der Datenfunktechnik "Bluetooth". Vor einigen Jahren mit großem Trara ins Leben gerufen, ist es lange Zeit ruhig geblieben um die Norm mit dem ulkigen Namen. Nun haben Bluetooth-fähige Geräte den Massenmarkt erreicht: Es gibt drahtlose Headsets für Handys, schnurlose Mäuse und Drucker, die ohne Kabel Daten vom Laptop empfangen.

Die Bluejacker - ein Kunstwort, aus Bluetooth und hijacking (entführen) - missbrauchen eine Funktion, die zum Austausch von Adressdaten gedacht ist und versenden ihre mehr oder weniger netten Botschaften. Dabei sitzt der Bluejacker oft im Café oder der Flughafen-Lounge und lässt sich auf seinem Gerät anzeigen, ob es andere Blaufunker im Umkreis von zehn Metern gibt - weiter reichen die Signale kaum. Liegt das Gerät vielleicht auch noch auf dem Café-Tisch, kann sich der Bluejacker sein Opfer aussuchen. Und da die Bluetoothfunktion oft standardmäßig eingeschaltet ist, geht die Nachricht ungehindert durch.

Wer den Scherz noch nicht kennt, bei dem ist der Schock oft groß. Sophos, ein Hersteller von Antiviren-Software, erhielt bereits Anfragen von Nutzern, die glaubten, ihr Handy habe sich einen Virus eingefangen. Das ist zwar nicht möglich, aber Sicherheitsexperten haben immerhin eine Lücke gefunden, wie man mit einem Hackprogramm über Bluetooth das Adressverzeichnis mancher Handys auslesen kann. Das erfordert zurzeit allerdings noch viel Sachverstand. Somit ist meist das Schlimmste, was passieren kann, ein von Nachrichten überquellender Speicher. Abhilfe: Bluetooth abschalten oder so einstellen, dass man selbst funken kann, aber für andere Geräte unsichtbar ist.

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