Blogstudie:Die Kanzlerin sät Zwietracht

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Eine Untersuchung zeigt: Welche Internet-Blogs sind Top und welche floppen beim Publikum. Dabei landete Angela Merkel zweimal auf Platz eins: Bei "Mehr davon" und bei "Bitte nicht mehr".

Die Universität Leipzig hat über 600 Internetnutzer in Deutschland zur Informationssuche im Internet sowie zur Nutzung, Glaubwürdigkeit und Auffindbarkeit von Weblogs befragt. Die Forscher wollten unter anderm wissen, welche Blog-Autoren am besten die Finger von der Tastaturen lassen sollten und von welchen Schreibern die User gerne mehr lesen würden.

Die Kanzlerin bloggt regelmäßig auf www.bundeskanzlerin.de (Foto: Foto: dpa)

Dabei stellte sich heraus, dass ein Online-Tagebuch der Bundeskanzlerin für sehr viele Nutzer von Interesse wäre, vorausgesetzt, die Beiträge kämen tatsächlich von Merkel selbst. Bereits seit vergangenem Juni gibt es einen wöchentlichen Videocast der Kanzlerin, in dem sie sich zu aktuellen Fragen und Themen äußerst. Zuletzt konnten die Nutzer ihren Podcast zum Klimaschutz am vergangenen Samstag abrufen.

Auf Rang zwei und drei hinter der Kanzlerin folgten Harald Schmidt und Papst Benedikt XVI. Von ihnen würden die Nutzer ebenfalls gerne täglich mehr über ihr Leben und ihre Meinungen erfahren. Auf Platz vier landete US-Präsident George W. Bush. Allerdings liegt das einem zweifelhaften Unterhaltungswert: er wird "wegen seiner Rechtschreibschwäche" favorisiert. Auf dem fünften Platz abgeschlagen landet Apple-Chef Steve Jobs.

Edmund Stoiber auf Rang 5

Interessanterweise belegt Angela Merkel auch den ersten Platz in der Kategorie "Anti-Blogger". Sie polarisiert die Internetnutzer mit Abstand am meisten. Dieter Bohlen bekommt auf dem zweiten Platz seine Abreibung, knapp vor George W. Bush, der ebenfalls in beiden Listen auftaucht. Paris Hilton findet im Internet noch weniger Anklang und landete auf Platz vier. Die rote Laterne erhält jedoch Edmund Stoiber - nicht nur in Bayern, sondern auch in der sogenannten Blogosphäre.

Bei der Untersuchung wurden vor allem "Trendsetter" und "Heavy User" befragt, also Menschen, die mit dem Medium Internet und dem Begriff des Bloggens bereits sehr vertraut sind. Der größte Teil der Befragten (28,2 Prozent) sieht Blogs als "digitales Tagebuch", als Informationsmedium sehen es 9,6 Prozent der Studienteilnehmer. Als "nutzlose Erscheinung" titulierten 6,5 Prozent der Befragten die Blogs im Netz.

Als Grund für die Blognutzung gaben 68,7 Prozent der Befragten an, in Blogs etwas anderes zu lesen, als in anderen Medien. Dabei unterschieden sich die Antworten von Bloglesern kaum von denen, die selbst bloggen. Anders dagegen bei der Begründung, Leute aufklären zu wollen. Während nur 4,9 Prozent der befragten Blog-Leser angaben, aus diesem Grund Blogs zu besuchen, waren 18,5 Prozent der Blogger dieser Meinung.

Mühsame Suche

Überraschend ist das Ergebnis der Umfrage in punkto Glaubwürdigkeit von Blogs. Mehr als ein Viertel der Befragten zweifelt an der Glaubwürdigkeit von sogenannten Corporate Blogs, also Blogs von Unternehmen. Dagegen sind nur 12,1 Prozent der Befragten misstrauisch gegenüber privaten Blogs. Die höchste Akzeptanz fanden Fachblogs: nur 2,1 Prozent gaben an, den Einträgen dort skeptisch gegenüber zu stehen.

Die größte Schwierigkeit von Blogs besteht der Umfrage nach in der Auffindbarkeit. Die meisten Befragten (70,1 Prozent) finden Blogs nur durch Einträge und Links in anderen Web-Tagebüchern, Empfehlungen von Freunden und Bekannten helfen noch 53,6 Prozent bei der Suche, viele Blogs werden nur durch zufälliges ansurfen gefunden (51,3 Prozent).

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