Blackberry-Manie:Daumen runter

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Wer zuviel auf seinem Handheld tippt, kann Probleme mit den Daumen bekommen.

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Kaum hat Müller das neue Angebot losgeschickt, schon klingelt es bei Meier auf der linken Seite des Boss-Anzugs. Dort wo nicht das Herz sitzt, sondern die Brombeere. Brombeere, englisch Blackberry, ist unter Managern so beliebt, dass schon viele Sitzung mit der Aufforderung "Blackberries aus" eingeleitet werden.

Ein Blackberry smartphone (Foto: Foto: AP)

Der Blackberry, ein so genanntes schlaues Telefon, sieht - man kann es nicht anders sagen - nicht sonderlich elegant aus, vor allem, wenn man sich die Flunder zum Telefonieren ans Ohr hält.

Das hat weit mehr als zwei Millionen Kunden weltweit nicht in ihrer Euphorie bremsen können. Denn das Besondere ist, dass bei Meier die Mails einlaufen, obwohl sich der nur in seiner Sitzung langweilt und gar nichts gemacht hat, nicht einmal ein klitzekleines bisschen an seinem Blackberry gefummelt.

Blackberries stehen via GPRS ständig in Kontakt zu einem Server, der wiederum bis zu zehn verschiedene E-Mail-Zugänge abfragt. Läuft dort was auf, reicht der Server das an die Brombeere weiter, ohne dass dessen Besitzer dazu etwas tun muss. Etwa 20 Euro im Monat verlangt beispielsweise Vodafone für diesen push-service - dafür also, dass der Mobilfunkanbieter die Mails sozusagen rüberschiebt.

Zwei Megabyte an E-Mail-Daten sind in dieser Grundgebühr drin, wer sich mehr über den Äther schicken lässt, muss extra zahlen, bei Vodafone sind es knapp 4 Euro pro MB.

Der britische Konzern und die deutsche Konkurrenz von T-Mobile bieten den Service nun auch für Privatkunden an, inzwischen gibt es auch andere Geräte als die Original-Blackberries, die mit der Push-Technik zurecht kommen.

Aber Mails wollen auch beantwortet sein. Was soll man sonst schließlich tun, um die Zeit sinnvoll zu nutzen, die man in Flughafen-Lounges herumsitzt oder im ICE. Doch Vorsicht: Die Antworten sollten sich eher auf "U.A.w.g" oder "wird asap erledigt, mfg Meier" beschränken. Denn getippt wird mit dem Daumen, und der ist anders als die anderen Finger.

Das Gelenk am unteren Ende des Daumens sei so ausgelegt, dass sich das Glied in alle Richtungen flexibel bewegen könne, wird der britische Experte Professor Sean Hughes vom Imperial College, London, vom Sender BBC zitiert, exzessives Tippen könnte dazu führen, dass das Gelenk sich entzünde.

Vielleicht aber ist alles auch gar nicht schlimm, und man muss eben nur früh genug damit anfangen. Denn bereits vor knapp drei Jahren stellten Wissenschaftler des Forschungsbereichs Cybernetic Culture Research der britischen Warwick University folgendes fest: Bei der "Gameboy-Generation" entwickelt sich der Daumen zum muskulösesten und beweglichsten Finger. Betroffen seien junge Menschen, die mit den Handys und Gameboys groß geworden sind, so das Ergebnis einer Studie unter jungen Großstädtern weltweit.

(sueddeutsche.de)

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