Apple:Neue "Flower Power"

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Steve Jobs präsentierte auf der Macworld Expo in Tokio die neue Produktlinie und Ausrichtung von Apple Computer. Wie gehabt: Schräg im Design und unkompliziert in der Bedienung.

Susanne Herda

Man mag ihm vieles nachsagen. Etwa dass seine Keynotes auch nicht mehr das sind, was sie einmal waren. Sprühend vor Witz zum Beispiel, voller Esprit oder legendär. Und doch hängt der Chef von Apple Computer in seinen Vorträgen viele gleichrangige Visionäre in Sachen Rhetorik und Produktinszenierung immer noch und immer wieder um Längen ab.

Des "iMacs" neue Kleider: Flower Power. (Foto: Foto: Apple)

Überzeugung pur. Auf der Macworld Expo in Tokio entstand zumindest der Eindruck, Steve Jobs möchte die Produkte, die er gerade präsentiert zu gerne auf der Stelle umarmen und abküssen. Und: Steve Jobs ohne eine Überraschung ist nur ein halber Steve Jobs. Also wird diesmal im feinen Anzug mit weißem Hemd und weißer Krawatte (!) präsentiert und hält das Ende der Veranstaltung wieder eine Überraschung bereit. Wenn es schon keine nagelneuen Rechner sind, dann eben ein blumiges Design für den "iMac".

Dass es diesmal vor allem viel Software und Lifestyle zu präsentieren gibt, hat seinen guten Grund. Immerhin erlebt die Evolution des PCs Jobs Worten nach zu schließen derzeit ihren dritten Wendepunkt. Waren es 1984 die Produktivität und 1995 das Internet, die die Ära der Wunderkisten prägten, so betreten wir derzeit offenbar das Zeitalter des digitalen Lifestyles.

Aus Sicht von Steve Jobs stellt sich das so dar: Der Macintosh nimmt fortan die Rolle eines "igitalen Hub" ein. Sprich: Ob bunt, ob quadratisch oder eines Tages ganz flach, spielt kaum eine Rolle. Wichtig ist, dass sich per so genanntem Firewire alles schnell und einfach anstöpseln lässt, was der Mensch im digitalen Alltag so benötigt.

Die Videokamera, der Fotoapparat, das DVD-Gerät und natürlich der MP3-Player. Letzerer rang Steve Jobs sogar ein Lächeln ab. Dann noch eines, dann sogar noch ein drittes, um schließlich von einer bereits angefangenen neuen Produktpräsentation doch noch einmal zu "iTune" zurückzukehren. Letzlich auch nur eine Software, aber eben eine unkomplizierte und Lieblingskind von Steve Jobs. So scheint es.

Mausgraue Produkte mit ewig vielen Pulldown-Menüs mögen zwar den besseren Umsatz bringen. Apple bleibt aber seiner Linie treu und lässt alles wie es ist. Denkbar einfach also. Für "iTune" bedeutet das: Einmal Ziehen mit der Maus genügt und alle auf CD-ROM gespeicherten MP3-Titel sind in der digitalen Musikbibliothek erfasst. Noch zweimal Ziehen und die Lieblingssongs sind in einer Special-Interest-Wiedergabeliste für den Freund wiederzufinden.

Noch einmal ziehen und eine ganz andere Playlist wird auf den tragbaren MP3-Player geladen. Einmal klicken und fünf andere werden auf CD-ROM gebrannt. Und da während des Brennvorgangs keine Langeweile aufkommen soll, wird - ein weiterer Klick - ein wenig Internet-Radio gehört. Die Software ist übrigens gratis erhältlich.

So betrachtet kann die digitale Welt doch tatsächlich schön sein. Sie wird auch nicht schlechter, wenn es an die Präsentation anderer, ebenfalls neuer beziehungsweise aufgetunter Software geht. Sprich: Ähnlich einfach geht Steve Jobs beispielsweise auch das Erstellen von DVD-Videos (iDVD) von der Hand.

Und weil Software sich nicht sonderlich gut fürs Marketing eignet, gibt es am Ende der Veranstaltung endlich die Überraschung zum Anfassen. Mehr Megahertz und mehr Hauptspeicher für die bestehenden Rechnerpaletten allein sind es natürlich nicht. Nein! Dem "iMac" sind Blumen entwachsen. Wirklich. Rote, blaue, gelbe und weiße Blumen. Flower Power.

Und da sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt, gibt es eine zweite Überraschung. Die hellblaue Alternative zu Flower Power, nämlich Blue Dalmatian. Und wer es jetzt ganz genau wissen will: Je nach Konfiguration sind die Geräte im Fachhandel zwischen 2500 und 3800 Mark zu haben. Warum noch immer lediglich als 15-Zoll-Variante, schien Steve Jobs weiter nicht erwähnenswert.

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