Apple:Echt falscher Steve

Lesezeit: 2 min

Ein Blogger gibt sich als Steve Jobs aus und plaudert aus dem Nähkästchen des Silicon Valley. Nun ist der falsche Apple-Boss enttarnt - und freut sich.

Thorsten Riedl

Das Silicon Valley ist um ein Geheimnis ärmer. 14 Monate trieb die Computerprofis in dem Tal nahe San Francisco, in dem es mehr Informationstechnologie-Firmen an einem Ort gibt als sonstwo in der Welt, die Frage um: Wer steckt hinter dem geheimen Tagebuch von Steve Jobs?

Wer war's? Über die Identität seines Doppelgängers ist sich nun auch Steve Jobs im Klaren. (Foto: Foto: AFP)

Täglich schrieb dort angeblich der Chef des Computerherstellers Apple selbst im Internet. Fast täglich, denn neulich nahm der Schreiber Urlaub - und ließ sich von Larry Ellison vertreten, dem Boss des Softwarehauses Oracle. Doch alles nur Spaß: Weder Jobs noch Ellison lassen die Welt im Netz an ihrem Seelenleben teilhaben. Die New York Times entlarvte nun den Autor - und der freut sich, dass ihn eine gedruckte Publikation bloßgestellt hat, nicht eine der digitalen Art, zum Beispiel die von Valleywag, einem bekannten Blog des Silicon Valleys.

Der Schreiber des rätselhaften Steve-Jobs-Tagebuchs (fakesteve.blogspot.com) ist Daniel Lyons, 46, ein bekannter Redakteur des US-Wirtschaftsmagazins Forbes. Der "falsche Steve" freute sich über die Enthüllung. Der Rummel kommt ihm gelegen: Im Herbst veröffentlicht er ein Buch über Apple und Steve Jobs. Das Tagebuch wird auf der Internetseite von Forbes weitergehen. Monatelang haben Autoren anderer Blogs im Netz die Texte ihres Kollegen analysiert. So nutze der falsche Jobs eine Reihe von Worten mit Herkunft aus England. Er veröffentliche seine Blog-Einträge sehr früh, hieß es weiter. Also müsse er ein Europäer sein. Alles war falsch.

Apple gehört zu den schweigsamsten Firmen der IT-Branche. Monate, bevor Vorstandschef Jobs ein neues Produkt vorstellt, gibt es im Internet Spekulationen, was nun wieder kommen mag: Ein Musikspieler der iPod-Reihe mit noch mehr Speicherplatz? Eine kleinere Version des ersten Mobiltelefons von Apple namens iPhone? Oder doch nur einer der Apple-Computer mit einem schnelleren Prozessor? Obschon die Apple-Jünger die Gerüchte eifrig kommentieren und aufkochen, ist von der Firma nichts zu erfahren. Erst am Tag der Rede von Jobs werden die Neuigkeiten offiziell.

Umso verblüffter war die Netzgemeinde, als im vergangenen Sommer ein Tagebuch angeblich von Jobs selbst im Internet veröffentlicht wurde. "Ich habe diese Idioten satt, die ihre halbherzigen Apple-Blogs machen und Informationen publizieren, die sowieso in der Regel falsch sind", schrieb er. "Ich mache jetzt meinen eigenen Blog."

In dem Blog, einer modernen Version eines Tagebuchs im Internet, schildert Jobs Begebenheiten aus seinem Unternehmen. Etwa wie Sam Palmisano, Chef des weltweit zweitgrößten IT-Konzerns IBM, zu Besuch war: Wie bei Nonnen sehe so eine Dienstreise bei IBM aus - die Kollegen kämen immer in kleinen Horden, mindestens zu zwanzig. Ihre Krawatten würden sie dabei ausziehen, berichtet er weiter, so sähen sie cooler aus. Doch spätestens wenn der angebliche Jobs über Probleme beim Akku des iPhone schreibt, mit dem Aufruf "Keine Panik" und ein explodierendes Auto abbildet, wird klar: Ironie ist im Spiel.

Doch im Netz gibt es schon wieder ein neues Rätsel: Unter fakesteveballmer.blogspot.com steht das geheime Tagebuch von Steve Ballmer, dem Chef von Microsoft. Autor: noch unbekannt.

© SZ vom 7.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: