Zustand der CDU:Beckstein mäkelt an großer Schwester

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Sticheln wie weiland Franz Josef Strauß: Kaum im Amt kritisiert Bayerns neuer Ministerpräsident die CDU - und begründet, warum die Große Koalition in Berlin in zwei Jahren beendet werden muss.

"Die CDU kann mit den letzten Wahlergebnissen nicht zufrieden sein", sagte der CSU-Politiker der Bild-Zeitung. "Wahlziele und auch Ergebnisse unter 40 Prozent - wie in manchen Bundesländern - sind für eine so große Volkspartei wie die CDU nicht zufriedenstellend."

Günther Beckstein (Foto: Foto: AP)

Unionsziel müsse es sein, die Große Koalition in zwei Jahren zu beenden. "Der Vorrat an Gemeinsamkeiten zwischen Union und SPD geht zu Ende."

Günther Beckstein machte zugleich klar, dass er sich aus der Bundespolitik nicht heraushalten wolle. "Selbstverständlich werde ich in der Bundespolitik mitreden", sagte er.

Schon am Abend seines ersten Amtstages hatte Beckstein sich zur Familienpolitik geäußert - und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) kritisiert. Der Ministerpräsident forderte im Bayerischen Fernsehen erneut die Einführung eines Betreuungsgeldes. "Wenn eine Frau ihr Kind zwischen eins und drei selber zu Hause erziehen will und deswegen auf Lebensstandard verzichtet, dann verdient das nicht Kritik, sondern Lob und Anerkennung", sagte Beckstein. "Ich werde deshalb für das Betreuungsgeld eintreten."

Ursula von der Leyen und die Krallen des Löwen

Gleichzeitig richtete Beckstein eine Warnung an Familienministerin von der Leyen, die das Betreuungsgeld bisher ablehnt: "Das ist in der Koalition vereinbart, und dann kann man auch erwarten, dass die Bundesfamilienministerin sich an so etwas hält. Und wenn das nicht der Fall ist, dann wird der bayerische Löwe seine Zähne und Krallen sehr, sehr deutlich zeigen".

Zu seiner Amtszeit erklärte er in der Bild-Zeitung, er gehe davon aus, mindestens fünf Jahre Ministerpräsident zu bleiben. "Ich hätte es nicht akzeptiert, nur ein Übergangskandidat für zwei Jahre zu sein", sagte Beckstein.

Der CSU-Parteitag habe ihn zum Spitzenkandidaten auch für die Landtagswahl 2008 nominiert. "Insofern ist die Frage zumindest für die dann folgenden fünf Jahre beantwortet."

Der bisherige Innenminister räumte ein, 2005 nach dem Rückzieher des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, der in die Bundespolitik hatte wechseln wollen, über einen Ausstieg aus der Politik nachgedacht zu haben.

"Ich hatte im Herbst 2005 sogar einmal an einen Rückzug aus der Politik gedacht, mich dann aber bewusst fürs Weitermachen entschieden", sagte er.

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