Zoff um Nager:Bauer bekämpfen Biber

Lesezeit: 2 min

Für die einen ist er der Baumeister der Wildnis, für die anderen der Störenfried in Wald und Ackerbau: 40 Jahre nach der Rückkehr des Bibers nach Bayern streiten Naturschützer und Bauern mehr denn je um "Meister Bockert".

Das Nagetier ist mittlerweile mit rund 10.000 Vertretern im Freistaat aktiv und vermehrt sich laut Angaben des Bund Naturschutz (BN) um fünfzehn Prozent pro Jahr.

Vor 40 Jahren ist der Biber wieder nach Bayern zurückgekehrt. (Foto: Foto: dpa)

Währenddessen häufen sich beim Bayerischen Bauernverband die Klagen von Landwirten, denen der Biber Waldbäume oder Pflanzen zerstört. CSU-Politiker setzen sich deswegen dafür ein,den bislang streng geschützten Biber jagen zu dürfen.

Bauer Lorenz Hofbauer aus Staudach im Landkreis Kelheim ist einer der Landwirte, die sich im Stich gelassen fühlen.

Der Biber habe ihm Bäume, Mais und Hafer angefressen, der Schaden betrage tausende Euro. "Keiner kümmert sich um die Schäden", klagt er. Ein Waldgrundstück habe er nun auf eigene Kosten zum Schutz vor dem Biber eingezäunt.

Wie vielen Landwirten es so geht wie Hofbauer, ist nach Angaben des Bauernverbands schwer zu schätzen. Viele betroffene Landwirte würden sich gar nicht melden, weil sie sowieso nicht mit Geld rechnen.

Einen traurigen Höhepunkt erreichte der Streit um den Biber vor wenigen Wochen im niederbayerischen Teisnach (Landkreis Regen). Dort zündeten Unbekannte eine Biberburg an, in der zwei Elterntiere mit vier bis sechs Jungen hausten. Von den Jungtieren fehlt seither jede Spur, vermutlich sind sie verbrannt. Gerhard Schwab, einer der beiden hauptamtlichen Biberbeauftragten des BN, kann es nicht fassen.

"Das ist ein starkes Stück." Allerdings sei es schon öfter vorgekommen, dass Biber erschlagen wurden. Die Aufregung der Bibergegner versteht er nicht ganz. "Da werden Kleinstschäden hochgepusht." Für einen Teil der Schäden durch das Wildtier kommt ein Fonds des BN auf.

"Damit kann aber nicht alles abgedeckt werden, der Staat müsste mehr für Entschädigungen zahlen", meint Schwab. Der Freistaat aber will dem Problem lieber mit radikaleren Methoden zu Leibe rücken.

Nachdem in der Vergangenheit Problem-Biber gefangen und in andere Länder exportiert wurden, plant die Staatsregierung nun, die Tötung zu erleichtern. Bisher können die streng geschützten Tiere nur in begründeten Einzelfällen erschossen werden.

Künftig soll es in Gegenden, wo die Nager größere Schäden anzurichten drohen, eine generelle Fangerlaubnis geben. Immerhin sollen sich Biber auch schon in Hochwasserschutzdämmen und Kläranlagen angesiedelt haben. Um die neue Regelung durchzusetzen, wäre aber eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes nötig.

Für Biberfreunde ist die geplante Gesetzesänderung ein vollkommen falscher Ansatz. "Wir müssen wieder lernen, mit dem Biber zu leben", sagt der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Hubert Weinzierl. Es könne überhaupt nicht zu viele Biber geben.

Wenn der Lebensraum zu knapp werde, würden die Tiere in ein anderes Revier auswandern. "Der Biber reguliert sich selbst", sagt Weinzierl. Außerdem sei das Tier ein wichtiger Teil der Artenvielfalt, seine Hauptaufgabe sei der Wasserrückhalt für den Hochwasserschutz.

Nachdem der Biber in Bayern rund 100 Jahre ausgestorben war, hatte sich Weinzierl 1966 um die Neuansiedlung gekümmert. Der heutige Naturschutzpräsident kaufte damals in der damaligen Sowjetunion Biber und brachte sie in seine niederbayerische Heimat. Seit den 90er Jahren ist der Biber wieder in ganz Bayern entlang von Fluss- und Bachufern, Seen, Teichen und Entwässerungsgräben heimisch.

Laut Weinzierl lebt er aber immer nur höchstens 20 Meter vom Wasser entfernt. Wenn Biber Bäume oder Feldfrüchte fressen oder Erdgänge legen, so dass Landmaschinen einbrechen, sieht Weinzierl nicht das Tier als Problem. "Der Biber braucht nur einen Streifen neben dem Gewässer, man darf halt nicht bis dahin ackern", sagt er.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: