Zeckengefahr in Bayern:"Mehr Patienten mit Zeckenbissen"

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Der Tropenmediziner Nikolaus Frühwein rät jedem, der in Bayern wohnt, zur Impfung gegen Zecken. Ein Interview mit Info-Grafik.

Subjektiv empfinden viele Menschen, dass es in diesem Jahr mehr Zecken gibt als sonst. Nikolaus Frühwein, Vorsitzender der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen e.V. und Inhaber einer Praxis für Tropenmedizin, sagt, es gebe dazu keine Erkenntnisse.

Achtung Zecken! In der Vergrößerung sehen Sie die Verteilung der Risikogebiete in Bayern (Foto: Grafik: Süddeutsche Zeitung)

SZ: Dieses Jahr scheinen mehr Menschen von Zecken betroffen zu sein als sonst. Gibt es tatsächlich mehr Zecken?

Frühwein: Darüber gibt es keine Erkenntnisse, auch Experten aus dem Faunabereich können das nicht bestätigen. Allerdings hat es in diesem Frühjahr viel geregnet, da vermehren sich Zecken gut. Die leben ja in Wiesen und Unterholzen, da schrumpft der Lebensraum, wenn es trocken ist. Aber ob es dieses Jahr wirklich mehr sind - das hat keiner gezählt.

SZ: Kommen vermehrt Patienten mit Zeckenbissen in die Arztpraxen?

Frühwein: Ja, das schon. Man weiß aber nicht, ob es daran liegt, dass die Leute mehr für Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sensibilisiert sind, oder ob es tatsächlich mehr Zeckenstiche gibt. Aber wir sehen wirklich mehr Patienten mit Stichen.

SZ: Gibt es auch vermehrt durch Zeckenbisse ausgelöste Krankheitsfälle?

Frühwein: Die Zeckensaison hat gerade erst angefangen, da kann man noch nichts Konkretes sagen. Aber letztes Jahr ist FSME um die Hälfte zurückgegangen, und Borreliose hat sich auch nicht vermehrt.

SZ: Was schützt gegen Zecken?

Frühwein: Man kann sich nicht hundertprozentig schützen, die Zecken kommen immer und überall hin. Ich empfehle Insektenschutz und vernünftige Kleidung bei Spaziergängen in Wald und Wiese. Und danach muss man sich grünlich absuchen und gegebenenfalls die Zecke entfernen. Wenn man nach einem Stich große rote Flecken bekommt, soll man zum Arzt gehen. Borreliose ist durch Antibiotikum behandelbar, FSME allerdings nicht. Da hilft nur die Impfung vorher.

SZ: Es gibt in Bayern unterschiedlich gefährdete Gebiete. Wo muss man besonders aufpassen?

Frühwein: Nicht gefährdet sind nur München und die südliche Schotterebene. Aber sonst gibt es FSME praktisch überall, genauso wie Borrelien. Deshalb raten wir jedem, der in Bayern wohnt, sich impfen zu lassen.

SZ: Muss man sich dieses Jahr also verstärkt Sorgen machen?

Frühwein: Nein. Ich halte es für Panikmache, wenn man sagt, dass dieses Jahr ein besonders schlimmes Zeckenjahr ist.

SZ: Sind Sie schon gebissen worden?

Frühwein: Nein, aber ich muss auch die ganze Zeit arbeiten und bin nicht im Garten. Außerdem mögen mich die Zecken einfach nicht.

© SZ vom 21./22.6.2008/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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