Wassermangel wird zur Bedrohung:Das Leiden der Fische und Vögel

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Die anhaltende Trockenheit macht der Tierwelt zu schaffen, Bauern fürchten Ernteeinbußen und Stromerzeuger an den Flüssen müssen bereits ihre Produktion drosseln.

Christian Sebald

Wenn es weiter so warm und trocken bleibt, werden die Fische die ersten Opfer sein. Bei Oliver Born, Fischereifachberater in Schwaben, steht seit gestern das Telefon nicht mehr still. "Egal ob im Voralpenland oder im Donau-Ries", sagt Born, "überall trocknen Wiesenbäche aus, und die Leute wollen wissen, wie sie die Fische retten können."

Wassermangel im Sylvensteinspeicher nahe Lenggries. (Foto: Foto: ddp)

Auch in Oberbayern ist es bereits zu Notabfischungen gekommen, wie das Umsetzen von Forellen, Saiblingen, Huchen und anderen Fischen in sichere Gewässer heißt. Auch Eon und andere Betreiber von Wasserkraftwerken sowie die Schifffahrtsdirektion Süd klagen über niedrige Pegel - die Schifffahrt auf der Donau und dem Main ist jedoch noch nicht beeinträchtigt.

Dramatische Pegelstände

"Das wird verdammt eng", sagt Fischereifachberater Born. Die Pegel der Seen liegen dramatisch unter den Normalständen, der des Chiemsees zum Beispiel um mindestens 35 Zentimeter. Auch die meisten Flüsse weisen nur noch die Hälfte des üblichen Wasserstandes auf. Vor allem ihre Unterläufe heizen sich auf.

"An der unteren Iller zum Beispiel haben wir bereits 19 bis 20 Grad gemessen", sagt Born, "das ist die Temperatur, ab der es für Forellen, Saiblinge, Huchen und andere Kaltwasserfische kritisch wird."

Selbst die Isar ist schon vergleichsweise warm. "In München haben wir vergangene Woche 17 Grad erreicht, die Wassertiefe betrug in einzelnen Abschnitten gerade mal 40 Zentimeter", sagt Eberhard Roese, Präsident des Landesfischereiverbandes.

Das habe gerade noch ausgereicht, damit der Huchen seinen Laich habe ablegen können, ansonsten wäre es dieses Jahr um den Nachwuchs der gefährdeten Fischart schlimm bestellt.

Hoffnung auf nächtliche Kälte

Den Ausschlag gaben die kalten Nächte, in denen die Temperaturen auf bis zu zwei Grad sanken. "Sie verhindern, dass sich die Gewässer zu sehr aufheizen", sagt Roese. "Deshalb hoffen wir, dass - wenn es schon nicht regnet - zumindest die Nächte so kalt bleiben."

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hingegen sorgt sich um die Vögel. "Sie leiden fürchterlich unter dem Wassermangel", sagt LBV-Artenschutzreferent Andreas von Lindeiner.

Er ruft die Bevölkerung auf, in Gärten und auf Balkonen Tränken aufzustellen. Allerdings sei zu beachten, dass das Wasser stets sauber sei und nicht zu nah an Büschen stehe, damit die Vögel nicht von Katzen überrascht werden.

Die Wasserkraftwerke, und zwar egal ob kleine mit 400 Kilowatt Leistung oder Giganten wie das Walchenseekraftwerk mit seinen 124 Megawatt, haben die Stromproduktion bereits gedrosselt.

"In einem normalen April können wir ungefähr 80 Prozent Leistung fahren", sagt Anton Zeller, der Vorsitzende der Vereinigung der Wasserkraftwerke in Bayern, dem Zusammenschluss der Betreiber kleinerer Anlagen. "Diesen April waren es nur 40 bis 50 Prozent."

Bei Eon Wasserkraft sieht es nicht anders aus. "In den Anlagen mit drei Turbinen ist in der Regel eine bereits abgestellt", sagt Erhard von Kuepach, der Pressesprecher des Energiekonzerns. "Wenn die Pegel weiter sinken, wird in ihnen bald nur noch eine Turbine laufen."

"Extrem viel Dreck und Staub"

Auf die Stromversorgung selbst wird das keine Auswirkungen haben. Auch für das Atomkraftwerk Isar I, das sein Kühlwasser in die Isar leitet, ist der niedrige Pegel kein Problem. "Wir haben keinerlei Anzeichen dafür, dass sich ein Erreichen der zulässigen Höchsttemperatur in der Isar auch nur andeutet", sagt Thomas Henschel, Sprecher des Landesamtes für Umwelt.

Bei der Schifffahrtsdirektion Süd sieht man die Lage ebenfalls noch entspannt. Die großen Schifffahrtsstraßen im Freistaat - der Main, die Donau und der Rhein-Main-Donau-Kanal - sind so durch Wehre und Staustufen reguliert, dass die Trockenheit kein Thema ist.

Mit einer Ausnahme: Im letzten frei fließenden Abschnitt der Donau zwischen Straubing und Vilshofen ist der Pegel so niedrig wie seit 1992 nicht mehr - und er wird weiter sinken.

Immerhin: Nach den Prognosen der Meteorologen soll sich das Wetter zum Wochenende ändern und nächste Woche Regen kommen. "Das sollte dann aber schon ein paar Tage lang der Fall sein und mit mindestens 20 bis 30 Litern pro Quadratmeter", sagt Eon-Sprecher Kuebach. "Denn weniger versickert im Erdreich und hebt vielleicht den Grundwasserspiegel etwas an. Aber in den Flüssen kommt nichts an."

Hans Grieblinger, stellvertretener Leites des Wasserwirtschaftsamtes Weilheim, hat noch eine andere Befürchtung. "Während der Trockenheit hat sich überall extrem viel Dreck und Staub angesammelt. Wenn es heftig regnet, wird der in die Gewässer gespült - mit allen Folgen für die Fische und Pflanzen", sagt der Wasserexperte.

© SZ vom 3.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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