Vorstoß eines Ludwig-Forschers:"Virtuelle Autopsie" für toten Märchenkönig

Ein Forscher will den Zinksarg von Ludwig II. durchleuchten lassen. Er ist überzeugt, Spuren eines Mordes zu finden.

Zur endgültigen Klärung der Todesursache von König Ludwig II. hat der Berliner Geschichtsforscher Peter Glowasz eine "virtuelle Autopsie" des Märchenkönigs gefordert.

Der Sterbeort des Märchenkönigs. Männer des Geheimordens der Guglmänner gedenken dort des Verstorbenen. Auch sie glauben nicht an die Selbstmord-These. (Foto: Foto: ddp)

Diese neuartige Technik könne bei geschlossenem Sarkophag erfolgen, sagte Glowasz am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Für ihn und viele Königsverehrer sei es 121 Jahre nach dem Tod des Märchenkönigs unerträglich, dass Ludwig II. als Mörder und geisteskranker Selbstmörder dargestellt werde.

Neue Technik "Virtopsie"

Durch die "virtuelle Autopsie" könne geklärt werden, ob Ludwig erschossen wurde. Die Technik ist laut Glowasz in Bern als "Virtopsie" entwickelt worden. Mit Hilfe bildgebender Verfahren und eines Oberflächenscanners könne ohne Berührung des Leichnams geprüft werden, ob es einen Schusskanal gebe.

Der tote König liegt in einem Sarkophag in der Königsgruft der Münchner St. Michaelskirche. Der Zinksarg müsse für die Virtopsie lediglich durchleuchtet werden, sagte Glowasz. Die Ergebnisse könnten dann in der Schweiz ausgewertet werden.

Glowasz ist nach jahrelangen Nachforschungen, die er in vier Büchern veröffentlicht hat, der Meinung, dass Bayerns Märchenkönig nach seiner "rechtswidrigen Entmündigung" erschossen wurde. Das ehemalige Herrscherhaus der Wittelsbacher hat seit Jahrzehnten alle Forderungen zurück gewiesen, den Sarg öffnen zu lassen.

Nach wie vor gelte, dass Ludwig am 13. Juni 1886 zuerst seinen Leibarzt Bernhard von Gudden ertränkt und danach Selbstmord im Starnberger See begangen habe. Diese Version wird von den Königstreuen angezweifelt.

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