Volksmusikanten in Afrika:"Die waren sehr amused"

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Die "Biermösl Blosn" trat in Südafrika und Namibia auf. Dabei spielten die Well-Brüder bayerische Volksmusik und veranstalteten Workshops mit einheimischen Musikern - für alle eine "Riesengaudi".

Interview:

Die Biermösl Blosn hat schon mit den Toten Hosen gespielt und mit dem Staatsorchester im Münchner Nationaltheater. Auf Einladung des Goethe-Instituts waren Hans, Michael und Christoph Well gerade 14 Tage lang auf Tournee durch Südafrika und Namibia, sie spielten bayerische Volksmusik und veranstalteten Workshops mit einheimischen Musikern. Das Motto der Tour lautete: "Wo samma?"

Die Well-Brüder Stofferl, Hans und Michael (von links) auf dem Münchner Odeonsplatz (Foto: Foto: dpa)

SZ: Wie darf man sich das vorstellen - die Well-Brüder als Botschafter Bayerns in Afrika?

Well: In einem Township in Johannesburg zum Beispiel haben Schwarze für uns gespielt und getanzt, und wir für sie. Aber im Vergleich zu denen sind wir absolute Hackstöcke. Wir haben für sie dann einen Alpler gejodelt und einen Zwiefachen gespielt. Das waren schöne Begegnungen.

SZ: Ist Bayern dort ein Begriff?

Well: Wir haben immer gesagt: "Bavaria is our homeland in Germany."

SZ: ... und dass es in Bayern auch viele Schwarze gibt.

Well: Wir haben mit dem Begriff "schwarz" gespielt und gesagt, das gibt es alles auch bei uns: black voting, black fishing, black buildings, black burning.

SZ: Hat jemand den Witz verstanden?

Well: Ich weiß nicht, ob sie die Satire verstanden haben. Aber die Selbstironie, dieses Sich-selbst-nicht-ernst-Nehmen von uns, das ist auf jeden Fall angekommen. Das war noch nie ein Problem, egal ob wir in Japan gespielt haben oder in Korea oder in Bremen.

SZ: Gab es am Flughafen keine Aufregung wegen Ihrer Alphörner? Wo es heute doch schon verboten ist, einen Fruchtsaft mit an Bord zu bringen.

Well: Nein, die waren sehr amused und wollten nur wissen, ob man mit dem Ding auch rauchen kann. Wir haben das Alphorn immer teleskopmäßig zerlegt und die Teile mit Klebeband zusammengepappt. Hightech aus Upper Bavaria. Und die Tuba ist Business-Class geflogen, im Senator Seat.

SZ: Ziel der Reise war Kapstadt. Auch der Höhepunkt?

Well: In Kapstadt haben wir am Ostersonntag in einem schwarzen Township mit einer afrikanischen Tanzgruppe die Messe gestaltet. Die Kirche war proppenvoll, eine Riesengaudi. Die Schwarzen singen schon eine Stunde vorher drauflos. Jeder, wirklich jeder, hat hemmungslos gesungen, das war unglaublich.

Ich mag auch die "Spatzenmesse" von Mozart, aber so eine tolle Ostermesse habe ich selten erlebt. Danach haben wir mit einer Marimba-Band auf der Straße Musik gemacht - das einzige Mal, dass sich das Publikum gemischt hat. Sonst haben wir zu 90 Prozent vor Weißen gespielt, und bei den Workshops ausschließlich für Schwarze. Dieser Straßenauftritt in Kapstadt war einer der tollsten. Das war Afrika.

SZ: Nelson Mandela, den ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas, kennt die ganze Welt. Wie steht es um Stoibers Popularität?

Well: Die Schwarzen kennen Stoiber nicht. Den Beckstein auch nicht, und den Huber schon gar nicht. Ich weiß nicht, ob sie die Pauli kennen - ich habe nicht gefragt. Aber der Pfarrer bei der Ostermesse in Kapstadt, der hatte in seiner Sakristei neben dem Bild vom Papst ein Bild vom Stoiber hängen, ehrlich. Ratzinger und Stoiber - die zwei großen Männer aus Bayern. Fehlte bloß noch der Strauß zur Dreieinigkeit.

SZ: Hans-Jürgen Buchner von Haindling benützt gerne afrikanische Instrumente, Paul Simon hat seiner Karriere neuen Schwung gegeben mithilfe afrikanischer Musik. Gibt es auch von der Biermösl Blosn demnächst ein "Black Album"?

Well: Nein. Wir würden nie versuchen, da etwas zu vermengen. Es ist lustig, wenn man zusammen spielt. Aber eine Melange geht nicht. Ich mag meinen Schweinsbraten auch lieber pur, und nicht ein multiglobalisiertes Nahrungsmittel mit exotischen Gewürzen. "Graceland" von Paul Simon hat mir übrigens ganz gut gefallen. Er hat ja nicht skrupellos die Identität und Musikalität der Schwarzen vermarktet und sie vorgeführt wie Tanzbären. Aber ich kann nun mal die Musik, die ich mache, also bayerische Volksmusik und Klassik - und einen Schuhplattler tanzen - am besten und ich spiele sie auch am liebsten. Dieses Weltmusikzeugs mag ich nicht. Ich mag auch keine Berliner Weiße mit Himbeersaft.

© SZ vom 20.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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