Unter der Hochschule Ansbach:Skelette der Barockzeit

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Ungewöhnlicher Fund unter einem Bildungsinstitut: Bei der Erweiterung der Hochschule Ansbach ist ein barocker Militärfriedhof entdeckt worden.

Bei der Erweiterung der Hochschule Ansbach ist ein barocker Friedhof entdeckt worden. Der für die bayerische Militärgeschichte bedeutende archäologische Fund wird derzeit teilweise freigelegt, bevor dann die Grabreste für immer unter dem Neubau verschwinden. Die Bauarbeiter stießen auf Skelette und Gräber. Durch den Fund verzögert sich der Neubau um rund vier bis sechs Wochen.

Zufallsfund in Ansbach: Ein Archäologe legt ein Skelett frei. (Foto: dpa)

Laut Robert Frank vom Landesamt für Denkmalpflege gibt es bislang keinen vergleichbaren Fund in Mittelfranken. Man sei von dem Friedhof überrascht worden. Dabei ist er im Urkataster von 1826 als schmaler Streifen eingetragen. In den übrigen Überlieferungen ist er hingegen nicht erwähnt, weshalb er nicht als Bodendenkmal ausgewiesen ist.

Dafür wird häufig eine barocke Kasernenkirche von 1726 erwähnt. Von ihr findet sich allerdings in der Baugrube keine Spur, sie liegt vermutlich weiter südlich im Boden. Insgesamt wurden 70 Gräber gefunden, die letzte Bestattung fand wohl 1856 statt. Einige der Gräber sind mit Ziegelsteinen eingemauert. Das war in Ansbach noch bis 1920 üblich.

Auf dem Militärfriedhof sind aber auch Frauen- und Kinderskelette gefunden worden. Die Archäologen vermuten, dass es sich um Angehörige der Soldaten handelt. Bei den Grabungen gehen die Experten behutsam vor. "Vor 20 Jahren hätte man wahrscheinlich noch alles ausgegraben", sagt Frank.

Die Denkmalpflege habe sich aber verändert, auch um den Baustopp nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Vielmehr gehe es darum, Denkmäler zu schützen. Deshalb werden nur die bereits freigelegten Skelette aus dem Boden genommen und für weitere Untersuchungen nach München gebracht. Alles, was sich in tieferen Schichten befindet, soll unberührt bleiben.

Das Gelände hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Bereits zu Zeiten des letzten Ansbacher Markgrafen Alexander stand hier bereits eine Kaserne, die 1726 von Carl Friedrich von Zocha gebaut worden war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen dort US-Truppen ein. Heute steht auf dem Gelände die Hochschule Ansbach. Die hat die Knochenfunde gleich für Forschungsprojekte genutzt: Die Ansbacher Professorin Sibylle Gaisser forscht über den Einsatz von Antibiotika in der Vergangenheit.

Nun will die Wissenschaftlerin den Ansbacher Knochenfund untersuchen und herausfinden, ob es unter den damaligen klimatischen Bedingungen Antibiotika in Franken gab. Das soll Aufschluss über den Ernährung- und Gesundheitszustand der Menschen geben.

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