Umfrage zur Landtagswahl:Christsoziale Nöte

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Es wird eng für die CSU. Laut zwei aktuellen Wahlumfragen liegen die Christsozialen kurz vor den Landtagswahlen nur noch bei 47 Prozent. Es droht der Verlust der absoluten Mehrheit.

Die schlechten Umfrageergebnisse für die CSU reißen nicht ab. Fast jeden Tag ereilen neue Hiobsbotschaften die CSU-Zentrale in der Nymphenburger Straße in München. Nach der Umfrage für die ARD-"Tagesthemen" sieht nun auch das Politbarometer von ZDF und der Süddeutschen Zeitung die CSU in der Wählergunst bei 47 Prozent.

Immerhin er ist noch beliebt: Ministerpräsident Günther Beckstein. (Foto: Foto: AP)

Allerdings sind sich laut des Politbarometers rund eine Woche vor der Landtagswahl noch viele Wähler in ihrer Entscheidung unsicher. So wissen 49 Prozent der Wahlberechtigten noch nicht, ob und wen sie am 28. September wählen wollen.

Die SPD kann von dem Umfragetief der CSU jedoch nicht profitieren: Sie liegt derzeit in Bayern bei 20 Prozent. Es folgen die FDP mit 9 sowie die Grünen und die Freien Wähler mit jeweils 8 Prozent. Die Linke wäre dagegen mit 4 Prozent nicht im neuen Landtag vertreten.

Für die CSU ist das Fazit, das die Forschungsgruppe Wahlen aus dieser Umfrage zieht, besonders ernüchternd: "Unter Berücksichtigung der unvermeidlichen statistischen Fehlerbereiche einer Umfrage (+/-3 Prozentpunkte bei der CSU) wäre damit nicht in jedem Fall eine absolute Mehrheit der Mandate für die CSU gesichert."

Dass die Werte jedoch "lediglich die Situation für die Parteien in dieser Woche wieder gäben" ist sicherlich nur ein kleiner Trost. Sie stellten keine Prognose für den Wahlausgang dar, "weil Effekte der abschließenden Mobilisierung in der entscheidenden Woche vor der Wahl nicht berücksichtigt sein können", so die Forschungsgruppe Wahlen.

FDP als möglicher Koalitionspartner

Falls nach dem 28. September erstmals seit 46 Jahren keine Partei allein regierungsfähig wäre, favorisieren 31 Prozent der Befragten - nach Möglichkeit - ein Regierungsbündnis aus CSU und FDP, 14 Prozent hätten am liebsten eine große Koalition, 9 Prozent ein rot-grünes sowie 6 Prozent eine schwarz-grünes Kabinett.

Lediglich 5 Prozent wollen ein Bündnis aus CSU und Freien Wählern, 13 Prozent nennen sonstige Varianten und 22 Prozent können die Frage nach einer bevorzugten Koalition in Bayern überhaupt nicht beantworten.

Während die CSU wenige Tage vor der Landtagswahl nicht aus dem Umfragetief herauskommt, kann sich zumindest Ministerpräsident Günther Beckstein immer noch großer Beliebtheit bei den Wählern erfreuen.

Bei der Frage nach dem gewünschten Ministerpräsidenten sprach sich mit 54 Prozent eine klare Mehrheit für den Amtsinhaber von der CSU aus. Den SPD-Spitzenkandidaten Franz Maget ziehen nur 24 Prozent vor. Ende Juli hatte es allerdings noch einen größeren Vorsprung für Beckstein von 60 zu 19 Prozent gegeben.

Während Beckstein im eigenen Lager von 83 Prozent unterstützt wird, kommt Maget unter SPD-Anhängern nur auf 60 Prozent Zustimmung. Zudem favorisieren 62 Prozent der FDP-, 47 Prozent der Freien Wähler- und 21 Prozent der Grünen-Anhänger Günther Beckstein als Ministerpräsidenten.

Mitverantwortlich für die drohenden Verluste der CSU ist die schwächste Leistungsbilanz der letzten Jahre: Für ihre Arbeit wird die Staatsregierung auf der +5/-5-Skala mit 0,7 eingestuft, nachdem sie zuletzt mit 1,8 und im gesamten letzten Vierteljahrhundert vor Wahlen nie schlechter als 1,3 eingestuft wurde. Erheblich kritischer und insgesamt negativ wird allerdings die parlamentarische Opposition bewertet, wo die SPD bei nur -0,5 (2003: -0,2) und die Grünen bei lediglich -0,7 (2003: -0,6) verortet werden.

Bei den ökonomischen Problemen wird jedoch der CSU wesentlich mehr zugetraut als der SPD. Im Bereich Arbeitsmarkt sehen 49 Prozent die größere Kompetenz bei der CSU, nur 16 Prozent trauen die Schaffung neuer Arbeitsplätze eher der SPD zu. Noch deutlicher führt die CSU bei der Wirtschaftskompetenz mit 52 zu 9 Prozent vor der SPD.

Bei der Schul- und Bildungspolitik, einem der wichtigsten Wahlkampfthemen der SPD, verringert sich der Kompetenzvorsprung der CSU allerdings merklich: 32 Prozent halten die CSU hier für kompetent, 26 Prozent die SPD.

Für das Politbarometer für Bayern wurden in der Zeit vom 16. bis 18. September 1105 Wahlberechtigte befragt.

Beckstein hatte sich am Donnerstagabend trotz des schlechten CSU-Wertes bereits bei der ARD-Umfrage zuversichtlich gezeigt, dass seine Partei das Ziel von "50 plus X" Prozent erreichen wird.

SPD-Spitzenkandidat Franz Maget betonte dagegen: "Es trifft die Entwicklung ein, die wir vorhergesagt haben. Die absolute Mehrheit wackelt."

© sueddeutsche.de/ddp-bay/bica/ssc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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