Transrapid-Projekt gescheitert:Der Zug ist abgefahren

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Die Wahrheit über die Kosten des Transrapid-Projektes bringt die bayerische Staatsregierung in schreckliche Erklärungsnot. So zum Spaß, und um der Welt zu zeigen, was man alles auf die Beine stellen kann, verbrät man nicht mehr als drei Milliarden Euro - schon gar nicht, wenn wichtige Verkehrsprojekte wegen Geldmangel auf Eis liegen.

Wolfgang Roth

Es ist gerade mal ein halbes Jahr her, da freuten sie sich wie Kinder, die endlich die neue Modelleisenbahn in den Händen halten.

Was soll man machen? Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein bei der heutigen Pressekonferenz in Berlin, bei der das Ende des Transrapids verkündet wurde. (Foto: Foto: AP)

Der scheidende Ministerpräsident Edmund Stoiber und sein Wirtschaftsminister Erwin Huber verkündeten den "endgültigen Durchbruch" für den Transrapid zwischen der Münchner Innenstadt und dem Flughafen. Man hat der Bevölkerung allen Ernstes weismachen wollen, die Finanzierung des bayerischen (und deutschen) Prestige-Objekts sei gesichert.

Was damals schon jeder wusste, der es wissen wollte: Diese Summe reicht hinten und vorne nicht. Durchbrüche werden beim Bau eines Tunnels gefeiert. In diesem Fall hatte man aber gerade erst die halbe Strecke unter dem Berg freigelegt.

Die Staatsregierung ist angesichts der endlich geoffenbarten, der ganzen Wahrheit in schrecklicher Erklärungsnot. Für die Steuerzahler in ganz Deutschland, besonders aber in Bayern, ist die Nachricht eine einzige Offenbarung.

Dass der Bund mit einer Beteiligung von fast einer Milliarde Euro schon die Schmerzgrenze überschritten hatte, war deutlich. Klar war also auch, dass der Freistaat Bayern nun das gewaltige Kostenrisiko zu tragen hatte. Dieser Kelch ist nun an allen vorübergegangen, die einer nüchternen Analyse von Kosten und Nutzen zugänglich sind.

Natürlich wird jetzt auch wieder das alte Lied angestimmt: Der Prophet zähle nichts im Lande, deutscher Erfindergeist werde anderswo genutzt, weil die Leute hier dem Fortschritt der Technik und den wegweisenden Entwürfen misstrauten.

Der Transrapid kommt aber bisher nur auf einer einzigen Strecke in China zum Einsatz, offensichtlich nicht so überzeugend, dass sich die Welt um ihn reißen würde. Dass der Sausewind auf den gerade mal 37 Kilometern zum Münchner Flughafen einen Ansturm von Interessenten ausgelöst hätte, erwarteten nur grenzenlose Optimisten.

Er ist, um Punkt A mit Punkt B schneller zu verbinden, jedenfalls im dichtbesiedelten, von Schienennetzen durchzogenen Mitteleuropa ein schwer integrierbarer Fremdkörper - und schlicht zu teuer. Der Vorteil, den er gegenüber einer beschleunigten, auf Schienen rollenden Bahn ausspielen kann, steht nicht in angemessenem Verhältnis zu den hohen Kosten.

Das galt schon für die Strecke zwischen Hamburg und Berlin, für den Metrorapid im Ruhrgebiet, es hat auch Gültigkeit für das Münchner Projekt. So zum Spaß, und um der Welt zu zeigen, was man alles auf die Beine stellen kann, verbrät man nicht mehr als drei Milliarden Euro. Schon gar nicht, wenn gleichzeitig wichtige Verkehrsprojekte wegen Geldmangels auf Eis liegen.

© SZ vom 28.03.2008/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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