Suizid in der Zelle:"Es gab keine Hinweise auf Selbstmord"

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Ein Mann, der sechs Frauen ermordet haben soll, wurde in Bayreuth tot in seiner Zelle aufgefunden. Sein Anwalt war überrascht von der Nachricht. Er ahnt aber den Grund für den Suizid.

Der wegen einer Serie von Prostituiertenmorden im Ausland verdächtigte Lastwagenfahrer aus Hof hat sich das Leben genommen. Der 48-Jährige, der den Mord an mindestens mindestens fünf Prostituierte in Spanien und Frankreich gestanden hatte, sei am Montagmorgen tot in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt Bayreuth aufgefunden worden, teilte die Hofer Staatsanwaltschaft mit.

Luftbild von der Bayreuther Justizvollzugsanstalt: Hier hat sich der mutmaßliche Serienmörder in seiner Zelle das Leben genommen. (Foto: Foto: AP (Archiv))

"Die äußeren Umstände deuten auf einen Suizid hin", erklärte Behördensprecher Gerhard Schmitt. Die genaue Todesursache des Fernfahrers werde noch ermittelt. In Justizkreisen hieß es, der Mann habe sich erhängt; offizielle Angaben lagen dazu aber zunächst nicht vor.

Überrascht über den Tod zeigte sich am Montag der Verteidiger des Beschuldigten, Rechtsanwalt Alexander Schmidtgall. Bei seinem letzten Besuch in der Bayreuther Justizvollzugsanstalt am Freitag habe er nichts von einem geplanten Suizid des Fernfahrers geahnt. Er habe seinen Mandanten seit der Festnahme durchschnittlich ein bis zwei Mal die Woche aufgesucht. "Es gab dabei überhaupt keine Hinweise auf einen bevorstehenden Selbstmord. Ansonsten hätte ich die Gefängnisleitung informiert."

Morde an Mitschülerin und fünf Prositutierten gestanden

Möglicherweise hänge der Selbstmord jedoch mit der zu erwartenden Anklageerhebung zusammen. Schmidtgall betonte, er habe täglich mit der Zustellung der Anklageschrift gerechnet. Der Verdacht, sein Mandant könnte für eine weitaus größere Zahl von Prostituiertenmorden verantwortlich sein als bislang bekannt, hat sich aus seiner Sicht bislang nicht erhärtet.

Der Fernfahrer, der erst am Vortag 48 Jahre alt geworden war, wurde im November bei Köln festgenommen worden, nachdem ihn die spanische Polizei mit internationalem Haftbefehl gesucht hatte. Im Laufe der Vernehmungen gestand der 48-Jährige, zwischen 1999 und 2006 fünf Prostituierte umgebracht zu haben, davon drei in Spanien und zwei in Frankreich.

Überraschend gab der aus Ostdeutschland stammende Mann außerdem zu, 1974 eine 14-jährige Mitschülerin in Plauen ermordet zu haben, deren Tod die damalige DDR-Justiz für einen Selbstmord gehalten hatte.

Prozess war für Herbst erwartet worden

Die EU-Justizbehörde Eurojust ermittelt zudem, ob der Fernfahrer für 13 weitere Fälle von Morden und Mordversuchen an Prostituierten als Täter in Frage kommen könnte. Der Prozess gegen den 48-Jährigen war für Herbst erwartet worden.

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der Fernfahrer die Prostituierten in die Kabine seines Führerhauses gelockt und dort getötet. Die Fahndung war ausgelöst worden, nachdem es Hinweise gab, dass er in Hostalric bei Barcelona eine bulgarische Prostituierte erdrosselt hatte. Der Hinweis auf ihn kam von der spanischen Polizei. Festgenommen wurde er, als er seinen Lastwagen in eine Waschstraße fahren wollte. Der europaweit zur Fahndung ausgeschriebene Mann war dort wiedererkannt worden.

In Spanien war der Lastwagenfahrer von der Beobachtungskamera eines Unternehmens gefilmt worden, als er versuchte, sich der Leiche eines seiner Opfer zu entledigen. Der Mann hätte in Hof vor Gericht gestellt werden sollen. Wegen der internationalen Dimension hatte der Fall auch die Koordinationsstelle der Staatsanwaltschaften in der Europäischen Union in Den Haag, Eurojust, beschäftigt.

Die Morde beging er nach Angaben der Ermittler offenbar zur Befriedigung seines perversen Sexualtriebs. Der aus Sachsen stammende Lkw-Fahrer hatte schon in der DDR im Gefängnis gesessen, weil er Frauen überfiel und bis zur Bewusstlosigkeit würgte. Nach seiner Haftentlassung nach der Wende zog E. dann in den Westen.

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