Streit um verwahrloste Ponys:Was soll aus den Pferden werden?

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Nach der Rettungsaktion von 108 verwahrlosten Pferden streiten sich Regierung und Tierschutzbund, was mit den Tieren geschehen soll.

Der Tierschutzbund und die bayerische Staatsregierung streiten sich über den Verbleib von 108 aus einem überfüllten Tiertransport nach Italien geretteten Ponys. Das Umweltministerium will die Tiere zu ihrem niederländischen Besitzer zurückschicken.

Ein Angebot des bayerischen Tierschutzbunds, im Freistaat Plätze für die Pferde zu organisieren, schlug das Ministerium aus. "Das ist keine Option. Die Ponys haben einen Besitzer. Sie müssen zurück", sagte eine Sprecherin von Umweltminister Werner Schnappauf (CSU).

Nach Angaben des bayerischen Tierschutzpräsidenten Berthold Merkel haben sich bereits über 250 Interessenten gemeldet, die den gequälten Tieren ein neues Zuhause bieten wollen. Er bot an, dass der Tierschutzbund für eine Übergangszeit die Unterbringung und Verpflegung der Ponys übernehme.

Das Ministerium wies dies mit Hinweis auf den Seuchenschutz zurück. Da die Ponys ohne Unterlagen transportiert worden seien, bestehe die Gefahr, dass sie ansteckende Krankheiten hätten. Die geschwächten Pferde werden derzeit auf einer abgelegenen Weide im Landkreis Roth in Mittelfranken aufgepäppelt. Dorthin hatten sie die Veterinäre des Landratsamts vorläufig bringen lassen.

Polizisten hatten die Tiere am vergangenen Donnerstag bei einer Kontrolle auf der Autobahn 9 bei Feucht entdeckt. Statt der angegebenen 56 Shetland-Ponys waren 108 Pferde im Laderaum eines Lkw zusammengepfercht. Auch funktionierte die Tränkanlage nicht. Rund 20 Stunden waren die Tiere zu diesem Zeitpunkt bereits von Groningen in den Niederlanden in Richtung Italien unterwegs.

Merkel betonte, bei strenger Auslegung könne man das Seuchenrecht als Begründung für den Rücktransport der Pferde heranziehen. "Aber man könnte es auch anders lösen", sagte der Tierschützer. "Der Besitzer der Ponys käme viel zu billig davon", kritisierte Merkel. Man solle doch besser die Pferde beschlagnahmen und mit den Kosten für Unterbringung und Versorgung gegenrechnen. In ähnlich gelagerten Fällen sei das auch schon so praktiziert worden. Die vorsorgliche Quarantäne ließe sich auch in Bayern gewährleisten.

Merkel und der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, haben sich bereits in Briefen an Schnappauf und den auf Bundesebene für den Fall zuständigen Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) gewandt. Aus Sicht des Tierschutzes und der Tierseuchenbekämpfung wäre es das Richtige, die Ponys an neue Halter in Deutschland zu vermitteln, heißt es in den Schreiben. Wenn die Tiere zurück zu ihrem Besitzer gebracht würden, sei zu befürchten, dass sie schon bald wieder in einem Transport in Richtung Italien landen. "Wir befürchten den sicheren Tod der Tiere in den Schlachthöfen Italiens", sagte Merkel.

Das bayerische Umweltministerium will dennoch an seinem Entschluss festhalten. Für den Rückweg mit zwei Lastwagen in die Niederlande werde man aber darauf achten, dass das Personal über Fachkenntnisse im Tiertransport verfüge. Gegen den Fahrer des ersten Transports wurde wegen eines schweren Verstoßes gegen die Tiertransportvorschriften bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen den Besitzer der Tiere, der den Transport veranlasst hatte, soll nun die niederländische Polizei ermitteln. Aus bayerischer Sicht habe er sicherlich gegen das Tierschutzrecht verstoßen, aber die Zuständigkeit liege in den Niederlanden.

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