Streit um Tierimpfung:"Die Regierung treibt ein doppeltes Spiel"

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Bauer Reinl will seine Kühe nicht gegen die Blauzungen-Krankheit impfen lassen. Jetzt will der Staat ihn ins Gefängnis stecken.

Max Hägler

Werner Reinl ist störrisch: Der 33 Jahre alte Milchbauer will nicht, dass seine 110 Kühe wie vorgeschrieben gegen die Blauzungenkrankheit geimpft werden. 528 Euro Bußgeld sind deswegen inzwischen aufgelaufen, auch die will Reinl nicht zahlen. Jetzt soll der Bauer aus Ellenbach in der Oberpfalz sieben Tage ins Gefängnis.

Bauer Reinl ist dagegen, Kühe gegen die Blauzungenkrankheit impfen zu lassen. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Reinl, Ihnen droht am Wochenende Erzwingungshaft.

Werenr Reinl: Bis Montag müsste ich antreten in der Justizvollzugsanstalt Weiden. Wenn ich nicht komme wird wohl ein Haftbefehl erlassen. Die Entscheidung, was ich mache, ist aber noch nicht endgültig gefallen. Ich hoffe noch auf ein Einlenken der Politik. Die hat uns die Suppe schließlich eingebrockt, nicht ich.

SZ: Aber Sie verweigern das Impfen.

Reinl: Es spricht sehr vieles gegen das Impfen. Wir wurden nicht informiert über die Risiken. Der Zellgehalt der Milch steigt und wir müssten deswegen mehr wegschütten. Manche Tiere sind nicht mehr fruchtbar, verlieren ihre ungeborenen Kälber und Medikamente gegen Euterentzündungen wirken nicht mehr. Das alles wird letztlich totgeschwiegen.

SZ: Sie glauben nicht, dass alles gut ist, was der Staat anordnet?

Reinl: Ich bekomme keine Unbedenklichkeitsbescheinigung für den Impfstoff. Da ist doch dann was faul. Zugleich übernehmen die Versicherungen keine Produkthaftung, wenn die Beipackzettel nicht beachtet werden. Da kann ich nicht mitmachen, ich stehe doch als Bauer in der Verantwortung für gesunde Lebensmittel. Letztes Jahr war Gefahr in Verzug bei der Krankheit, da war es klar, dass man schnell impfen muss. Aber jetzt hätte man über den Winter Zeit gehabt, das Mittel auszutesten.

SZ: Verstehen Sie das scharfe Vorgehen in Ihrem Falle?

Reinl: Ich denke, damit will man für die ganze Bauernschaft eine Drohkulisse aufbauen. Das hat sicher etwas damit zu tun, dass ich Kreisvorsitzender vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter bin. Denn das Vorgehen der Landratsämter gegen Impfverweigerer ist unterschiedlich, bei Kollegen wurden etwa Konten gepfändet. Einen Kuckuck auf dem Fernseher, das würde ich noch verstehen. Aber Haft, das ist zu viel.

SZ: Auch die Regierung ist störrisch, will die Agrarbeihilfen verschweigen.

Reinl: Das ist in der Tat ein doppeltes Spiel. Wenn man das Vorgehen gegen mich mit der Weigerung der Staatsregierung vergleicht, müsste eigentlich Landwirtschaftsminister Brunner seine von der EU angedrohte Strafzahlungen aus eigener Tasche zahlen - und nicht die Steuerzahler. Ich habe übrigens nichts gegen die Veröffentlichung, solang klar wird, warum wir dieses Geld bekommen!

SZ: Bislang galt die CSU ja immer als die Partei der Bauern.

Reinl: Ich war parteipolitisch nie aktiv. Leider vielleicht, sonst wäre ich nicht in dem Schlamassel. Die CSU und der Bauernverband bilden eine Symbiose. Die CSU muss kapieren, dass der Bauernverband die Bauern verloren hat!

© SZ vom 19.06.2009/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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