Streit um das Rauchverbot:Dicke Luft in Regensburg

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Die Stadt Regensburg stellt ihre Wirte vor die Wahl: Entweder Raucherclub oder längere Öffnungszeiten. Diese schimpfen nun über eine "Friss oder stirb"-Taktik.

Simone Schubert

"Also man könnte sagen, hier scheppert's!" So beschreibt Michael Scharf, Vorsitzender der Regensburger Kreisstelle des Hotel- und Gaststättenverbands, den derzeitigen Konflikt zwischen dem Ordnungsamt und mehreren Raucherkneipen. Hintergrund des Streits: Das Ordnungsamt will Raucherkneipen wieder an die Regensburger Sperrzeit von zwei bis sechs Uhr morgens binden.

Viele Wirte möchten Raucher gerne weiter als Gäste begrüßen (Foto: Foto: AP)

Eine Verkürzung der Sperrzeit - Öffnungszeiten bis drei oder vier Uhr - ist nämlich nur dann möglich, wenn ein öffentliches Interesse besteht. "Das ist bei Raucherkneipen, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, nicht der Fall", meint dazu Alfred Santfort, Leiter des Regensburger Amtes für öffentliche Ordnung und Straßenverkehr. Deshalb müssten sich die betroffenen Kneipen jetzt entscheiden: Entweder Raucherclubs oder längere Öffnungszeiten, beides ist nicht möglich.

"Das ist die Taktik: Friss oder stirb", ärgert sich Stephan Schiessl, Besitzer der "Bar 13" und Vorsitzender des 1. Regensburger Raucherclubs, einer Vereinigung von 29 Raucherkneipen. "Die Sperrzeiten sind das einzige Druckmittel gegen uns Raucherclubs, die der Stadt schon lang ein Dorn im Auge sind", sagt er. Das Argument des mangelnden Interesses der Öffentlichkeit will Schiessl nicht akzeptieren.

Der Raucherclub Regensburg habe mittlerweile circa 30.000 Mitglieder, das seien knapp 25 Prozent der Einwohner in Regensburg. Außerdem gebe es noch eigenständige Raucherclubs außerhalb der Vereinigung. "Es besteht also offensichtlich öffentliches Interesse", sagt Schiessl. Er hat sich dennoch dem Druck gebeugt und nimmt die verkürzten Öffnungszeiten in Kauf - vorerst. Derzeit aber formulieren seine Anwälte bereits eine Klage gegen die Stadt Regensburg. Spätestens Anfang nächster Woche soll sie dem Verwaltungsgericht vorliegen.

"Wir holen die Raucher doch nach drinnen!"

Für den Verbandschef Michael Scharf sind die Maßnahmen gegen die Raucherclubs symptomatisch für die gesamte Politik der Stadt gegenüber der Gastronomie. "Das ist Gängelung, und wenn es so weitergeht, läuft es auf einen Kleinkrieg hinaus", sagt er. Sein Argument: Raucherclubs seien Vereine, die eine Kneipe mieten. Sollten sie damit an die Sperrzeit gebunden sein, dann müssten die kürzeren Öffnungszeiten auch für die geschlossenen Gesellschaften anderer Vereine, also etwa der Feuerwehr, gelten.

Raucherclubs - so argumentieren die Wirte - schützten die Anwohner der Lokale vor Lärmbelästigung: Sollten bisherige Raucherkneipen wieder zu Nichtraucherkneipen werden, wie es nun bei zwei Regensburger Nachtclubs der Fall ist, so würden wieder alle Raucher im Freien vor der Kneipe stehen und damit die Anwohner stören. "Wir holen die Raucher doch nach drinnen!", erklärt Schiessl mit Nachdruck. Die Polizei sei sogar dankbar, "dass es Raucherclubs gibt, weil sie weniger Ruhestörungen nachgehen muss".

© SZ vom 18.6.2008/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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