Strauß-Prozess:Wichtiger Zeuge untergetaucht

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Eigentlich sollte ein verurteilter Ex-Thyssenmanager im Prozess gegen Max Strauß aussagen. Doch der zieht es offenbar vor, sich nach Damaskus abzusetzen - unerreichbar für das Gericht.

Der wegen Schmiergeldannahme verurteilte Ex-Thyssen-Rüstungsmanager Jürgen Maßmann ist offenbar in Syrien untergetaucht, um einem Zeugenauftritt im Prozess gegen den Politikersohn Max Strauß zu entgehen.

Weilt in Damaskus: Ex-Thyssenmanager Jürgen Maßmann. (Foto: Foto: dpa)

Maßmann erschien am Montag trotz Vorladung nicht vor dem Augsburger Landgericht. Nach Ermittlungen der Polizei hat sich der 58-Jährige nach Damaskus abgesetzt, wie Richter Martin Prexl erklärte.

Damit war Maßmann bereits zum zweiten Mal nicht bei Gericht erschienen. Mitte April hatte Maßmann aus der Schweiz ein ärztliches Attest vorgelegt, dass er wegen Herzerkrankung nicht kommen könne. Diesmal fehlte er unentschuldigt.

Das Gericht hatte sich von Maßmann Auskunft über das Schmiergeldkontensystem des Rüstungs-Lobbyisten Karlheinz Schreiber sowie dessen Tätigkeit für Thyssen-Henschel erwartet.

Maßmann war 2005 zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden, weil er nach Feststellung des Gerichts im Zusammenhang mit dem Export von Fuchs-Spürpanzern nach Saudi-Arabien von Schreiber Schmiergelder in Millionenhöhe erhalten hat.

Der Bundesgerichtshof hatte die Strafe vergangenen Januar auf eine zweijährige Bewährungsstrafe reduziert. Da der BGH das Urteil zugleich für rechtskräftig erklärt hatte, hätte sich Maßmann nicht länger auf ein Ausssageverweigerungsrecht berufen können, obwohl er wegen seiner Verurteilung Verfassungsbeschwerde erhoben hat.

Die Augsburger Staatsanwaltschaft sieht trotz der laufenden Bewährung Maßmanns wenig Chancen, eine Aussage des Zeugen erzwingen zu können, solange dieser sich im Ausland aufhält, wie Anklagevertreter Wolfgang Natale erklärte.

Sobald der Thyssen-Manager wieder nach Deutschland komme, könne er jedoch vorgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft sieht unterdessen laut einer im Prozess abgegebenen Erklärung ihre Vorwürfe gegen Max Strauß nach jüngsten Zeugenaussagen und Ermittlungen bestätigt.

Der Sohn des verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß sei demnach selbst als Lobbyist tätig gewesen und habe in diesem Zusammenhang von Schreiber über dessen Tarnkonto "Maxwell" etwa 2,7 Millionen Euro an Provisionen erhalten und nicht versteuert.

Als Beleg führte die Staatsanwaltschaft Geschäftskontakte zu einem arabischen Geschäftsmann an, wonach der 48 Jahre alte Strauß-Sohn als Lobbyist bei der Einführung eines saudi-arabischen Cola-Getränks sowie einer Parfüm-Reihe auf den deutschen Markt behilflich gewesen sein soll.

Strauß, der die gegen ihn Vorwürfe über seine Anwälte stets bestreiten ließ, war im Juli 2004 in erster Instanz zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil später wegen Zweifeln an den aufgeführten Beweisen auf. Unter anderem sah der BGH eine mögliche Lobbyistenrolle des Politikersohns nicht ausreichend belegt.

Dies will die Staatsanwaltschaft in dem auf über 40 Verhandlungstage angesetzten Mammutprozess nun nachholen.

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