Strauß-Prozess in Augsburg:Familientreffen vor Gericht

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Alle drei Kinder des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß sehen sich am kommenden Mittwoch vor dem Landgericht Augsburg. Franz-Georg und Monika sagen als Zeugen gegen ihren Bruder Max aus.

Es ist bereits die zweite Auflage des Prozesses. Nun sollen die Geschwister Franz Georg (46) und Monika (45) Aufschluss geben, ob ihr Bruder Max etwa 2,6 Millionen Euro vom Waffen-Lobbyisten Karlheinz Schreiber für Panzer- und Flugzeuggeschäfte erhalten und nicht versteuert hat.

Strauß-Kinder Monika Hohlmeier und Franz Georg werden im Steuerhinterziehungs-Prozess gegen ihren Bruder Max aussagen (Foto: Foto: dpa)

Wenn auch für die Anklage selbst wenig Erhellendes zu erwarten ist, so verspricht der Auftritt der Strauß-Geschwister wenigstens einen Einblick in das Leben der Familie.

Richter Manfred Prexl wird wohl nachfragen, wie sich die Beziehung zwischen Vater und Kindern gestaltete, welche Freunde im Hause Strauß verkehrten und wie der Waffenlobbyist Schreiber zur Familie stand.

Schreiber, der Drahtzieher eines umfangreichen Schmiergeldsystems, wehrt sich derweil im fernen Kanada mit Händen und Füßen gegen eine Auslieferung nach Deutschland.

Nach der letzen Entscheidung des Berufungsgerichtes der Provinz Ontario, das seine Einwände gegen die Auslieferung abgewiesen hat, schwinden Schreibers Chancen, sich der deutschen Justiz auf Dauer zu entziehen. Ironischerweise hat er beim Landratsamt Landsberg am Lech die Verlängerung seines ablaufenden Jagdscheines beantragt, ganz so, als werde er bald wieder in Bayern auf die Pirsch gehen, dabei ist er selbst der Gejagte.

Franz Georg Srauß hatte bereits im ersten Verfahren seinen Bruder Max als Zeugen entlasten wollen. Dazu war er nach Kanada zu Schreiber gefahren. Vor Gericht hatte er beteuert, sein älterer Bruder habe nie Geld von Schreiber bekommen und die Familie Strauß auch nicht.

Der Familie waren nämlich Ende der 70er Jahre, noch zu Lebzeiten von Vater Franz Josef und Mutter Marianne, für ein geplatztes Immobiliengeschäft in Kanada durch Schreiber Millionenverluste entstanden. Da wird Richter Prexl wohl nachbohren.

Bis Anfang Mai war der Prozess gegen Max Strauß aus Sicht seiner Verteidiger günstig gelaufen. Die Staatsanwaltschaft konnte einen Geldfluss über das Schweizer Konto "Maxwell", dessen Halter Max sein soll, an den Strauß-Sohn nicht nachweisen.

Doch dann sagte der frühere Thyssen-Manager Winfried Haastert unter Androhung von Beugehaft aus, von Schreiber im Umfeld eines Panzerverkaufs an Saudi-Arabien fast 900.000 Euro angenommen zu haben.

Dadurch wurde das Geldverteilungs-System Schreiber über Schweizer Tarnkonten mit präzisen Kalendereinträgen vor Gericht bestätigt. Genau solche Einträge belasten nach Auffassung der Anklage Max Strauß, der hinter Kürzeln wie "Maxwell", "MX" oder "Max" stehen soll.

"Das zeigt, das die Staatsanwaltschaft keinen Hirngespinsten hinterher jagt", hatte Oberstaatsanwalt Thomas Weith nach Haasterts Geständnis triumphiert. Doch zunächst ist das Familientreffen der Strauß-Geschwister vor dem Landgericht angesagt.

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