Strauß-Prozess in Augsburg:"Du bist nur ein kleiner Fisch"

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Ausschweifend und detailreich hat der ehemalige CSU-Politiker Ludwig-Holger Pfahls über die Schmiergeldzahlungen der Waffenlobbyisten Schreiber ausgesagt.

Im Steuer-Strafprozess gegen den bayerischen Politikersohn Max Strauß hat der frühere Verteidigungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls als Zeuge die Schmiergeldzahlungen des Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber an ihn geschildert.

Ludwig-Holger Pfahls (Foto: Foto: AP)

Schreiber habe ihm 1991 und 1992 insgesamt 873.000 Mark in Bar ausgehändigt. Auf ein Schweizer Konto habe ihm Schreiber zudem 3,8 Millionen Mark für seine politische Lobbyarbeit für Rüstungsgeschäfte überwiesen, sagte Pfahls vor dem Landgericht Augsburg. Zusammen waren das umgerechnet knapp 2,4 Millionen Euro.

Außerdem habe Schreiber persönlich ihm gegenüber eingeräumt, eine ganze Reihe von Persönlichkeiten auf geheimen Lohnlisten geführt zu haben.

Wegen des Geldes war Pfahls 2005 zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. "Das, was ich erhalten habe, wäre ich gerne wieder losgeworden", sagte der frühere CSU-Politiker.

"Ich wusste, dass das Geld für mich bei ihm auf einem Konto in der Schweiz lag", sagte Pfahls. Schreiber habe damals zu ihm gesagt: "Du bist nur ein kleiner Fisch", bestätigte er eine frühere Aussage und fügte hinzu: "Ich wusste nicht, ob sich das auf meine Funktion bezog oder auf den Geldbetrag."

Er habe aber Angst vor Schreiber gehabt und verhindern wollen, dass die Schmiergeldzahlungen bekannt werden. Schreiber sei ein "Landsknechtstyp", der einen umgarnen konnte. Wenn Schreiber aber jemanden hasse, dann so stark, "dass er ihn vernichtet, auch um den Preis der eigenen Vernichtung". Deshalb habe er sich nicht radikal von Schreiber trennen wollen.

Pfahls bestätigte, dass Schreiber bei der Namenswahl seiner Tarnkonten sehr simpel vorgegangen sei. Den Namen des für ihn angelegten Tarnkontos "Holgart" habe er jedoch erst 1997 aus den Ermittlungsakten erfahren. "Dieser Name hat mich fast zur Verzweiflung getrieben, weil er so dämlich gewählt war, dass mir das Konto einfach zuzurechnen war."

Er habe damals sofort Schreiber in der Schweiz angerufen und ihm vorgehalten: "Da weiß doch jeder, was da möglicherweise abgelaufen ist", sagte Pfahls. Schreiber habe ihm damals entgegnet: "Meine Geheimschrift kann keiner lesen." Tatsächlich hätte jedoch jeder Zwölfjährige Schreibers System entschlüsseln können, erklärte Pfahls. Die genaue Summe auf dem ihm zugedachten Tarnkonto "Holgart" habe er erst 1997 erfahren.

Er sei zunächst nur von drei Millionen Mark ausgegangen. Später habe er erfahren, dass Schreiber ihm für ein U-Boot-Geschäft mit Israel nochmals 800.000 Mark zugedacht habe.

Max Strauß ist angeklagt, von Schreiber für Panzer- und Flugzeuggeschäfte Millionenprovisionen erhalten nicht versteuert zu haben. In einem ersten Prozess wurde der Sohn des langjährigen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil wegen schwerwiegender Mängel aber auf.

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