Stichwahl-Duelle in 282 bayerischen Kommunen:Noch ein Härtetest für die CSU

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Nach den Verlusten am 2. März blickt die Partei nervös auf die Landrats- und Oberbürgermeisterwahlen. Im Zentrum des Interesses: Augsburg, Regensburg und Würzburg.

Andreas Roß

Bayerns Bürgern steht am Sonntag noch einmal ein spannender Wahltag ins Haus. In insgesamt 282 Gemeinden, Städten und Landkreisen müssen in einer Stichwahl die Bürgermeister, Oberbürgermeister und Landräte ermittelt werden.

Günther Beckstein und Erwin Huber: Sollten die Stichwahlen schlecht für die CSU laufen, hat die Regierungspartei Probleme. (Foto: Foto: dpa)

Bei der Kommunalwahl am 2. März hatte in diesen Kommunen keiner der angetretenen Kandidaten auf Anhieb die absolute Mehrheit erzielt. Im Zentrum des Interesses stehen vor allem die drei großen Städte Augsburg, Regensburg und Würzburg, aber auch der Landkreis Freising, wo erstmals in Deutschland ein Kandidat der Grünen Landrat werden könnte.

Vor allem in den Parteizentralen von CSU und SPD herrscht vor diesem Stichwahlsonntag Nervosität. Denn beide Parteien haben beim ersten Wahlgang vor 14 Tagen landesweit herbe Einbußen an Wählerstimmen hinnehmen müssen, während Freie Wähler, Grüne, ÖDP und FDP sich dank beachtlicher Zuwächse als Gewinner der Kommunalwahlen fühlen durften.

Für die im Landtag regierende CSU ist diese Stichwahl eine weitere Bewährungsprobe für das Führungsduo mit Ministerpräsident Günther Beckstein und Parteichef Erwin Huber. Die beiden Spitzenleute hatten fast schon panisch reagiert, nachdem die CSU am 2.März mit 40 Prozent das schlechteste Kommunalwahlergebnis seit 42 Jahren eingefahren hatte.

Huber und Beckstein glaubten im gerade erst verabschiedeten strengen Rauchverbot für Gaststätten und Zelte die Hauptursache für die Abstrafung durch die Wähler zu erkennen. Sie zettelten eine Debatte um eine Aufweichung des Nichtraucherschutzgesetzes an, aus der beide nach zehn turbulenten Tagen gerupft hervorgingen, auch wenn das Rauchverbot in Bierzelten vorerst bis Jahresende außer Kraft gesetzt wurde.

Würde die CSU am Sonntag neben der Bischofsstadt Passau, wo der SPD-Herausforderer Jürgen Dupper als Favorit gegen den amtierenden OB Albert Zankl ins Rennen geht, auch Würzburg und Regensburg verlieren, wäre wohl wieder Feuer auf dem Dach der Regierungspartei. Denn in Würzburg stellt die CSU mit Oberbürgermeisterin Pia Beckmann die einzige Rathauschefin in einer bayerischen Großstadt.

Und in Regensburg geht es ebenfalls ums Prestige, denn CSU-Oberbürgermeister Hans Schaidinger ist auch Vorsitzender des bayerischen Städtetags und damit das Aushängeschild der Kommunalpolitiker der Partei. Eine Niederlage von Schaidinger wäre für die Partei auch dann noch schmerzhaft, wenn im Gegenzug CSU-Kandidat Kurt Gribl in Augsburg den SPD-Amtsinhaber Paul Wengert aus dem Sessel hieven könnte.

Große Hoffnungen setzt man bei der CSU deshalb auf die Landratswahlen, wo die Kandidaten der Partei schon im ersten Anlauf am 2. März 39 Mal als Sieger durchs Ziel gingen. Hier hat die CSU in 14 Duellen mit Bewerbern der Freien Wähler oder der SPD die Chance, doch noch jene 50 Landratssitze zu erobern, die Parteichef Erwin Huber als Ziel ausgegeben hat. Das besondere Augenmerk richtet sich auf den Landkreis München, wo CSU-Amtsinhaber Heiner Janik im ersten Anlauf nur auf 41,3 Prozent kam und gegen Johanna Rumschöttel von der SPD in die Stichwahl muss.

Und im Landkreis Coburg, bislang eine feste Burg der SPD, will Innenstaatssekretär Jürgen Heike im zweiten Anlauf den Chefsessel im Landratsamt erstmals für die CSU erobern. Nicht mehr dabei ist die CSU im Landkreis Freising, wo der Widerstand gegen die dritte Startbahn des Münchner Flughafens die erfolgsverwöhnte Partei auf Zwergenmaß gestutzt hat.

Hier kommt es zum Duell zwischen Michael Schwaiger (Freie Wähler) und Christian Magerl (Grüne) - zwei erklärten Startbahngegnern, die auch noch gut miteinander können. Der SPD wird dagegen ihre bisherige Zahl von acht Landräten kaum halten können. So hat in Amberg-Sulzbach der vorbestrafte Amtsinhaber Armin Nentwig kaum Chancen, den Vorsprung seines CSU-Herausforderers noch wettzumachen.

Bürgermeisterwahlen gibt es in zahlreichen Städten mit über 10 000 Einwohnern wie Bad Kissingen, Dachau, Füssen, Germering oder Starnberg. Dabei kommt es zu kuriosen Begleiterscheinungen. Nachdem der Wahlgang am 2. März landespolitisch so hohe Wellen geschlagen hat, sah sich in Starnberg der parteifreie Kandidat Christian Vell gar bemüßigt, in Anzeigen darauf hinzuweisen, dass es am Sonntag um die Wahl des Bürgermeisters geht und nicht um den Transrapid, das G8 oder die Reform des Gesundheitswesens.

Und ebenfalls in die Rubrik Kurioses gehört die Wahl in der unterfränkischen Stadt Klingenberg. Dort wollen zwei Kandidaten Bürgermeister werden, die beide den Freien Wählern angehören - allerdings in verschiedenen Ortsteilen.

© SZ vom 15.03.2008/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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