SPD Würzburg:Machtkampf um Mandate

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Knapp ein Jahr vor der Landtagswahl wird in der Würzburger SPD um die Mandate gestritten. Nicht jedem geht es dabei um die Politik.

Knapp ein Jahr vor den bayerischen Landtagswahlen tobt in den Parteien derzeit vielerorts ein erbitterter Machtkampf um die Mandate. Was sonst gerne intern ausgetragen wird, ist bei der Würzburger SPD nun durch Indiskretionen an die Öffentlichkeit gelangt.

Rainer Boutter will zum dritten Mal in den Landtag einziehen. (Archivbild) (Foto: Foto: dpa)

In Würzburg ringen der amtierende Landtagsabgeordnete Rainer Boutter und der SPD-Vorsitzende der Stadt, Gerd Eickelpasch, um die Nominierung zum Kandidaten.

Der 61-jährige Boutter will noch ein drittes Mal ins Maximilianeum im fernen München einziehen und hält mit seiner Motivation dafür nicht hinterm Berg: Er müsse "auch aufgrund der geänderten Versorgungsregelung in Bayern noch einmal für den Landtag kandidieren", schrieb Boutter in einer E-Mail an hochrangige unterfränkische Genossen, die der Nachrichtenagentur ddp vorliegt.

Boutter zeigte sich auf Nachfrage empört, dass diese interne Mail an die Presse weitergeleitet wurde: "Entweder war da jemand sehr unbedarft oder es ist gezielt gemacht worden."

Zugleich räumte er jedoch ein, dass es ihm bei der erneuten Kandidatur tatsächlich auch um finanzielle Aspekte gehe. Wegen einer Änderung des Abgeordnetengesetzes könne er erst ab 65 Jahren eine Parlamentarierpension in Anspruch nehmen. Früher wäre dies schon ab 63 möglich gewesen.

Damit sei seine persönliche Finanzplanung aus den Fugen geraten. Deshalb will Boutter nun mindestens zwei weitere Jahre im Landtag überbrücken.

Der unterfränkische SPD-Bezirksvorsitzende und ehemalige Verteidigungsstaatssekretär Walter Kolbow, der die Argumentation Boutters bereits seit längerem kennt, sagte: "Das ist entwaffnend offen. Er verschweigt nicht das Materielle. So ehrlich ist der Mann. Ihm fehlt halt Anrechnungszeit."

Eickelpasch will die Aussagen seines Konkurrenten hingegen "nicht kommentieren" und sagte lediglich: "Das muss man ihm selber überlassen." Dennoch möchte Eickelpasch die Gunst der Stunde nutzen und eine Vorentscheidung über die Kandidatur erreichen.

Bei der nächsten Vorstandssitzung der Würzburger SPD am 9. November will er eine Empfehlung für sich als Bewerber erhalten. "Ich hoffe auf die Unterstützung." Die offizielle Entscheidung, wer kandidieren darf, wird erst nach der Kommunalwahl im Frühjahr von einer Stimmkreisversammlung der Partei getroffen.

Boutter setzt in diesem Wettstreit auf die Erfolge seiner bisherigen Landtagstätigkeit - die ihm auch Kolbow attestiert -, und seine Bekanntheit bei den Wählern in Unterfrankens Hauptstadt.

Außerdem gehe es ihm ja bei der finanziellen Absicherung nicht nur um sich allein, sondern auch um seine Familie, betont Boutter. Seine Frau könne nicht arbeiten, weil sie sich ständig um die 32-jährige behinderte Tochter kümmern müsse, die Zuhause bei ihren Eltern lebt, wirbt der Abgeordnete um Verständnis.

Auch Boutters Gegenkandidat Eickelpasch, so wird in der Würzburger SPD gemunkelt, habe durchaus finanzielle Gründe für die Landtagsbewerbung. Er habe eine EDV-Firma in Konkurs geführt und brauche daher nun Absicherung, heißt es hinter vorgehaltener Hand.

Eickelpasch räumte zwar ein, dass seine Firma vor einigen Jahren Insolvenz anmelden musste. Er sei nun aber als Gymnasiallehrer tätig, und "davon kann man leben". Allerdings hielte er es für seine Arbeit als Würzburger SPD-Vorsitzender durchaus für wichtig, dass er sich auch beruflich ganz der Politik widmen könnte. Deshalb bewerbe er sich um ein Landtagsmandat.

SPD-Bezirkschef Kolbow blickt mit einer gewissen Sorge auf die Vorgänge in Würzburg. Hier versuche jeder, die Kandidatur des anderen zu diskreditieren. "Das ist ein echter Machtkampf. Das sehe ich auch so", räumte Kolbow ein. Er selbst will sich aber nicht zugunsten der einen oder anderen Seite einmischen. "Ich habe keine Präferenz. Ich muss den Laden zusammenhalten."

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