Seehofer philosophiert:Das war sein letztes Wort

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Äußerst außergewöhnliche Äußerungen: Horst Seehofer philosophiert über das "Allerletzte" und das "Äußerste" - in der Debatte über Verstaatlichungen.

H.-J. Jakobs

Es gibt langjährige Zeitungskolumnen, die davon leben, wöchentlich über "Das Letzte" nachzudenken, logischerweise zu Papier gebracht von "finis". Es gibt aber auch in Deutschland einen Politiker, der hat das Thema um eine quasi metaphysische Dimension bereichert, auf dass er allen neuen Stoff zum Nachdenken bereitet.

Horst Seehofer (Foto: Foto: dpa)

Der große Horst Seehofer - in der CSU und in Bayern der Erste der Mächtigen - hat nun zum Fall des fast bankrotten Finanzinstituts Hypo Real Estate freihändig philosophiert, die Verstaatlichung einer privat geführten Bank dürfe nicht nur das "allerletzte Mittel", sondern "nur das äußerste Mittel" in einer freiheitlichen Gesellschaft sein. Das hat den Poesiealbumswert von Aussagen wie: "Das ist keine einmalige, sondern eine keinmalige Sache".

Was also ist der Unterschied zwischen "das Allerletzte" und "das Äußerste"? Oder ist Seehofer hier einfach zu weit gegangen? Die Unterscheidung zwischen "Letzter" und "Allerletzter" ist ja in sich schon problematisch, weil nicht nur in Fragen der Macht das Highlander-Prinzip "Es kann nur Einen geben" gilt, sondern auch in den Kategorien der Big Loser, zu denen im Moment die ungehemmt freie Marktwirtschaft gehört.

Wer ganz hinten steht, so wie jetzt die HRE, markiert das Ende und das Letzte. Das Allerletzte ist, dies in Zweifel zu ziehen. Was aber ist das Äußerste?

Im Leben zählt - ganz allgemein - der Tod zum Letzten. Wenn man als Christ da im Vergleich an Äußerstes, nicht mehr Irdisches, denkt, ist man schnell beim Fegefeuer angelangt, und vielleicht ist hier ja das Motiv des christlichen sozialen Hausmeiers Seehofer zu suchen. Er sieht die Verstaatlichung als "Sünde" an und hofft, sie werde als "äußerste" Maßnahmen im Purgatorium der Ökonomie doch noch vergeben.

Womöglich aber tut man dem Politiker zu viel Ehre an. Vielleicht hat der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister einfach den Acker nicht Angela Merkel und Frank Steinmeier überlassen wollen, sondern lieber selbst ein Feld bestellt und zu diesem Zweck seinen vielnamigen Berliner Sendboten Karl-Theodor zu Guttenberg ganz freiherrlich ebenfalls groß fabulieren lassen.

So gesehen hätte die neue CSU-Führungsriege einfach das Alleräußerste gewagt - und versucht, als ultima ratio, ganz einfach das letzte Wort zu haben. Zumindest für einen Tag.

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