Seehofer beim Papst:Brüder im Geiste

Lesezeit: 2 min

Ein Papstbesuch gehört bei der CSU inzwischen zum guten Ton: 30 Minuten durfte Ministerpräsident Seehofer mit dem Pontifex sprechen. Danach zeigte er sich tief bewegt.

Julius Müller-Meiningen, Rom

Offenbar hat Joseph Ratzinger eine nicht alltägliche Wirkung auf CSU-Politiker. Der frühere Europaminister Markus Söder bekam in Gegenwart des Heiligen Vaters feuchte Hände, wie er nach seinem Besuch im März 2008 berichtete.

Ministerpräsident Horst Seehofer zu Besuch im Vatikan. (Foto: Foto: ddp)

Und Horst Seehofer, der das Verhältnis zwischen Freistaat Bayern und katholischer Kirche als "fast symbiotisch" bezeichnet, machte einen mitgenommenen, aber durchaus glücklichen Eindruck, als er nach der Privataudienz bei Papst Benedikt XVI. von der Zusammenkunft erzählte.

"Ich bin noch immer etwas aufgewühlt durch die Begegnung, tief beeindruckend und sehr erhebend", sagte der Ministerpräsident in der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl. Es war sein zweiter Auslandstrip im neuen Amt, und Seehofer wollte ihn gleich zum bayerischen Papst in Rom unternehmen, nachdem die erste Reise ins Nachbarland Österreich gegangen war.

"Für mich als Katholiken war das auch eine Art Pilgerreise", sagte der Ministerpräsident, der neben seiner Frau Karin und der bayerischen Europaministerin Emilia Müller auch den Internisten Conrad Pfafferott zum Besuch in Rom mitbrachte.

Pfafferott hatte ihm, so Seehofer, 2002 nach einer Herzmuskelentzündung das Leben gerettet und durfte als Dank mit zum Papst. "Er zahlt natürlich selbst", wehrte der Ministerpräsident Verdächtigungen im Vorhinein ab.

"Ein bayerisches Grüß Gott" habe er dem Heiligen Vater nach dessen Begrüßung entgegnet und einen Geschenkkorb überreicht, der mit Naturalien aus einer Bäckerei im Chiemgau gefüllt war. Biohaferflockenkekse, Nervenbiskuits nach einem Rezept der Hildegard von Bingen, sowie einen Laib Brot. Denn dort, in diesem Rimstinger Betrieb, hatte schon Ratzingers Mutter Brot gebacken. Der Papst habe sich sehr über diese persönlichen Gaben gefreut, berichtete Seehofer.

Das insgesamt 30 Minuten lange Vier-Augen-Gespräch im großen Empfangszimmer des Apostolischen Palastes eröffnete der Papst mit dem Thema Bayern. Auch Personalien habe man diskutiert. Ob darunter die Fürstin Gloria von Thurn und Taxis war, die Seehofer als "Paradiesvogel" bezeichnet und nicht als Wahlfrau für die Wahl des Bundespräsidenten nominiert hatte, die aber eine gute Bekannte des Papstes sein soll, wollte der Ministerpräsident nicht verraten.

Der 81-jährige Pontifex sei jedenfalls "unglaublich gut informiert über seine Heimat", sagte Seehofer. So gut, dass der Ministerpräsident vermutete, der Papst schaue sogar deutsches Fernsehen.

Keine Witze über bayerische Verhältnisse

Der Ingolstädter ist nach Edmund Stoiber und Günther Beckstein schon der dritte bayerische Ministerpräsident, den Ratzinger während seiner knapp vierjährigen Amtszeit im Vatikan empfangen hat. Witze über die sich schnell ändernden bayerischen Verhältnisse soll der Pontifex nicht gemacht haben, wie gut informierte Kreise wissen. Als "ruhig, konzentriert, freundlich und warm", beschrieb Seehofer die Gesprächsatmosphäre.

Eigentlich gewährt der Heilige Vater nur Staatsoberhäuptern Audienzen, er macht aber bei deutschen Ministerpräsidenten eine Ausnahme, wovon zuletzt vor allem die Bayern profitieren.

Will man dem Sozialstaatverfechter Seehofer Glauben schenken, dann hat er in Rom sogar einen Bruder im Geiste getroffen. Umfassend hätten er und der Papst auch über das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Ethik gesprochen.

Er, Seehofer, der mit den Werten der katholischen Soziallehre aufgewachsen sei, fühle sich ermutigt durch das ähnliche Verständnis des Papstes auf diesem Gebiet. "Es tut gut, wenn man so ein Gespräch führen kann. Das gibt Hoffnung und Ermutigung für das eigene Tun als Politiker."

Beseelt, leicht mitgenommen und doch beflügelt fliegt der Ministerpräsident am Abend wieder zurück nach München. Zuvor hatte Seehofer samt Delegation erstmals auch den Petersdom besichtigt. "Ein erhebender Moment, wenn man dort herumsieht und sich dann als Katholik ganz real in der eigenen Religion wiederfindet", sagte er. Da war dieser bewegende Besuch erst kurz vorbei.

© sueddeutsche.de/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: