Schlägerei in Nürnberger U-Bahn:Unklarer Tathergang

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Die Polizei ermittel weiter: Zwei Jugendliche hatten einen Rentner in der Nürnberger U-Bahn schwer verprügelt.

Max Hägler

Der jüngste Fall einer U-Bahn-Schlägerei in Nürnberg lässt sich möglicherweise nicht in eine Reihe stellen mit ähnlichen Vorkommnissen in Fürth und München, bei denen Jugendliche grundlos zugeschlagen haben. "Es gibt Zweifel am Hergang der Geschichte", sagte Adolf Blöchl, Vize-Chef der Nürnberger Polizei. Es sei im Moment unklar, wer die Schlägerei im U-Bahnhof "Plärrer" angefangen habe.

Vor wenigen Tagen haben zwei Jugendliche einen Rentner in einer Nürnberger U-Bahn niedergeschlagen. (Foto: Foto: dpa)

Auf dem Weg zum Unterricht sollen zwei 15 Jahre alte Schüler einen 54 Jahre alten Frührentner im Bahnhof zusammengeschlagen haben. Er trug bei der Prügelei Platzwunden am Kopf davon. Allerdings gibt es widersprüchliche Zeugenaussagen darüber, wer zuerst zugeschlagen hat. Auch eine Videoaufzeichnung der Verkehrsbetriebe ist nicht hilfreich, weil das Bildmaterial zu undeutlich ist.

In lokalen Medien hatten einzelne unbeteiligte Eltern die Vermutung geäußert, der Frührentner habe die beiden Schüler beim Aussteigen provoziert, daraufhin hätten sich die Schüler gewehrt. "Uns interessiert deshalb auch der Wortwechsel zwischen den Jugendlichen und ihrem Opfer", sagte in dem Zusammenhang ein Polizeisprecher.

Die beiden Jugendlichen gehen an die Geschwister-Scholl-Realschule, die dortige Schulleitung wollte keinerlei Stellungnahme zum Ermittlungsverfahren abgeben. Nach Polizeiangaben sind die beiden 15 Jahre alten Schüler mittlerweile wieder auf freiem Fuß, sie waren direkt nach der Prügelei aus dem Unterricht heraus festgenommen worden.

Im Falle des ebenfalls 15 Jahre alten Schülers aus Fürth, der Ende August in der U-Bahn einen 34 Jahre alten Mann beinahe totgeprügelt hat, wird wohl ein Sachverständiger hinzugezogen. Wie in solchen Fällen üblich, solle in der nächsten Zeit ein psychologisches Gutachten erstellt werden, sagte Justizsprecher Andreas Quentin am Freitag.

Im Falle eines Prozesses wird ein Ausschluss der Öffentlichkeit erwartet, noch ist allerdings gegen den in U-Haft sitzenden Jugendlichen keine Anklage erhoben worden.

Auch in München gab es in den vergangenen Monaten immer wieder offenbar grundlose Schlägereien in der U-Bahn, zuletzt zweimal im Oktober. Zuvor waren im Juli zwei heranwachsende U-Bahn-Schläger wegen Mordversuchs zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden.

© SZ vom 15.11.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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