Schauspieler Markus Krojer:Der Lausbub wird erwachsen

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In "Wer früher stirbt ist länger tot" war er der Lausbub Sebastian. Heute ist Markus Krojer 17 Jahre alt und spielt in dem Thriller "Bastard" die Hauptrolle.

Simone Bauer

"Bastard" steht auf dem zersprungenen Glas, darunter Bilder aus verschiedenen Filmszenen. Markus Krojer guckt ernst bis böse, das schwarze Haar ins Gesicht gekämmt. Das Muttermal auf der Nase ist auf diesem Plakat kaum zu erkennen - sein Markenzeichen, das, was einem bei "Wer früher stirbt ist länger tot" sofort aufgefallen ist. Dort spielte er den elfjährigen Sebastian, der allerlei Unfug trieb mit dem Ziel unsterblich zu werden, um dadurch dem Fegefeuer zu entrinnen. Nun stellt Markus, 17 Jahre alt, einen 13-Jährigen dar, der einen Neunjährigen entführt.

Hat keine Flausen mehr im Kopf: der aus Mainburg stammende Schauspieler Markus Krojer. (Foto: CMA Actors)

Für Markus war bei den Dreharbeiten zu "Bastard" das spannendste und schwierigste, "verschiedene Gesichter zu spielen". Er hat sich aber nicht bewusst für einen Thriller entschieden, um nach den Kinderfilmen der Vergangenheit den Sprung in ein anderes Fach zu schaffen. Er habe die Rolle angenommen, weil er das Drehbuch so toll fand. "Es war was anderes als den Lausbub, den ich immer gespielt habe, deswegen habe ich mich sehr gefreut."

Wenn er von den Erfahrungen am Set spricht, überlegt er sich vorher gut, was er ausdrücken möchte. Manchmal kratzt er unsicher mit dem Fingernagel auf dem Küchentisch, aber die meiste Zeit sitzt ihm der Schalk im Nacken. Von daher also kein Wunder, dass er bei "Wer früher stirbt ist länger tot" landete. Dennoch war die Schauspielerei kein Wunsch, den er von klein auf gehegt hatte. Von der vierten Klasse an begann er, Theater zu spielen - eigentlich nur, weil sein Bruder ebenfalls Theater spielte.

Als sich Filmemacher Marcus H. Rosenmüller auf die Suche nach seiner Hauptrolle machte, sendete er sein Gesuch an Radiosender und Schulhöfe. Markus' Tante schickte ihm das Fax weiter. "Davor habe ich gar nicht gewusst, dass es so etwas gibt wie Castings." Als er aber dann dort war, wollte er die Rolle unbedingt.

Jetzt weiß er, wie Castings funktionieren. Dafür lernt er gerade, was es heißt, das aktuelle Werk bei verschiedenen Filmfestspielen vorzustellen. In Hof war "Bastard" Eröffnungsfilm, in Stuttgart gewann er den Preis für den besten Spielfilm. Er müsse demnächst nach Indien fliegen wird, auch eine Filmschau in Washington im Januar steht noch auf dem Plan. Im Kino wird der Film erst im ersten Halbjahr 2012 zu sehen sein.

Er spricht von all diesen Plänen im Wohnhaus seiner Eltern in Mainburg. Um die Ecke ist ein Sportplatz, wo er Volleyball und Fußball spielt im Verein. In diesem idyllischen Dorf ist er bekannt - auch, wenn der Erkennungsfaktor aus dem Rosenmüller-Film langsam zurückgeht: "Früher war es schon krass. Ich habe mich jetzt auch äußerlich ein bisschen verändert, da erkennt mich nicht jeder sofort." Im Team von "Bastard" wussten einige bis zur Premiere gar nicht, dass er in diesem Film mitgewirkt hatte.

Momentan konzentriert er sich auf sein Abitur im April. Im Februar wird er 18 - Pläne für sein Leben als Erwachsener hat er aber noch nicht geschmiedet. "Ich habe noch nichts vor, ich will auf jeden Fall noch ein bisschen Zeit haben, mit meinen Freunden ein paar Sachen unternehmen." Immerhin wäre da auch noch Musik als Karrieremöglichkeit. "Ich will immer Musik machen, ob ich das irgendwann mal hauptberuflich mache oder nicht, das weiß ich noch nicht." Er will sich weder auf die Musik, noch auf die Schauspielerei festlegen.

Auch den Schritt raus aus seinem Heimatdorf kann er sich vorstellen. Vielleicht nach München zum Studieren. Vielleicht ins Ausland zum Studieren. Vielleicht einfach so ins Ausland. "Ich könnte mir vorstellen auf eine Schauspielschule zu gehen. Aber ich sage nicht: ,Ich zieh' jetzt dahin und versuch', Schauspieler zu werden." Er möchte seine Zukunft gründlich angehen. Die Gedanken, die er sich darüber macht, unterscheiden ihn erneut vom Lausbuben aus den Filmen - Flausen hat Markus also nicht mehr im Kopf. Das Muttermal auf der Nase hat er aber schon noch.

© SZ vom 19.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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