Rauchverbot in Festzelten:"Wenn geraucht wird, ist die Stimmung besser"

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Festwirt Michael Hahn über spontane Zigaretten-Aktionen, Volksfestkultur und gute Luft in großen Zelten.

Marc Felix Serrao

Kaum hatte die CSU-Spitze am Freitag verkündet, ihr Rauchverbot zu lockern, gingen im Zelt des Würzburger Frühjahrsvolksfests die Zigaretten an. Ein Gespräch mit dem Wirt Michael Hahn, der gar nicht wusste, wie ihm geschah.

Festwirt Hahn ist zwar Nichtraucher, aber davon überzeugt, dass ohne Kippe die Stimmung kippt. (Foto: Foto: AP)

SZ: Heute schon eine Siegeszigarre geraucht, Herr Wirt?

Michael Hahn: Nein. Ich bin Nichtraucher, und ich liebe gute Luft.

SZ: Dann müssten Sie das Rauchverbot aber auch lieben.

Hahn: Im Gegenteil. In einem Festzelt kann man rauchen und gute Luft haben. Dafür müssen nur richtige Lüftungsklappen eingebaut sein.

SZ: Was heißt das?

Hahn: Wir können acht Klappen am Dach ständig öffnen. Das bewirkt das Zehnfache wie Öffnungen unten im Zelt.

SZ: In Ihr Festzelt in Würzburg passen 1500 Menschen. Wie viele haben bei der Eröffnung am 1. März geraucht, und wie viele, als die CSU angekündigt hat, das Verbot zu lockern?

Hahn: Beim Start hat keiner geraucht, am Freitag vielleicht 50. Das war spontan, wegen der Presseberichte. Wir haben gesagt: Bitte beachten Sie das Verbot. Da hatten wir dann eine kleine Diskussion, aber am Ende war Ruhe. Das Ordnungsamt hat uns am Sonntag gesagt, dass wir das Gesetz nach wie vor beachten müssen, leider.

SZ: War die Stimmung im Zelt besser, als die Luft wieder schlechter war?

Hahn: Wieso schlechter? Die ist nicht besser, aber auch nicht schlechter. Das muss man von Lokalität zu Lokalität unterschiedlich bewerten. Ein richtiges Festzelt - also ab einer Traufhöhe von drei Metern und einer Firsthöhe von zehn Metern - bietet genügend Kubikmeter Luft. In kleinen Partyzelten ist das sicher wesentlich schwieriger.

SZ: Und wie ist zurzeit die Stimmung bei Ihnen im Zelt?

Hahn: Eindeutig schlechter. Das geht schon damit los, dass die Leute zum Rauchen ständig rauslaufen.

SZ: Wie viele Nichtraucher haben sich am Freitag bei Ihnen beschwert?

Hahn: Es hat sich noch keiner beschwert. Wenn geraucht wird, ist die Stimmung besser, ganz klar. Das schätzen auch viele Nichtraucher.

SZ: In anderen Ländern wurden Rauchverbote problemlos akzeptiert. Warum geht das in Bayern nicht?

Hahn: Die bayerische Volksfestkultur ist weltweit einzigartig. Das ist Fakt.

SZ: Also haben Sie nichts gegen ein Rauchverbot in Gaststätten?

Hahn: Der Gast muss am Eingang klar erkennen, ob Rauchen erlaubt ist oder nicht, oder ob es einen abgetrennten Bereich gibt. Dann kann jeder frei wählen, wie beim Einkaufen: Geh' ich zum Billigsupermarkt oder zum Bioladen?

SZ: Dort wird auch nicht geraucht.

Hahn: Weil da Lebensmittel sind.

SZ: Wie im Festzelt.

Hahn: Aber abgetrennt, in der Küche.

SZ: Was halten Sie von den Plänen, befristete Ausnahmeregelungen des Rauchverbots für Festzelte zu erlassen?

Hahn: Es muss eine Lösung her mit Perspektive. Nicht, dass etwas kommt, was in zwei Jahren wieder gekippt wird.

© SZ vom 11.03.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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