Probleme im Regionalverkehr:"Wir reagieren sofort"

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Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil hält die Probleme im Regionalverkehr für lösbar und will bald mit Bahnchef Mehdorn reden.

Andreas Roß

Hunderte Pendler haben in Mails an die SZ Probleme im Regionalverkehr der Bahn beklagt. Wir befragten dazu Verkehrsminister Martin Zeil (FDP).

Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) (Foto: Foto: AP)

SZ: Herr Zeil, wann sind Sie das letzte Mal im Nahverkehr mit der Bahn gefahren - und waren Sie dabei pünktlich?

Zeil: Während der Koalitionsverhandlungen bin ich mal im Regionalexpress von München nach Ingolstadt gefahren. Und ich war auf die Minute pünktlich.

SZ: Nach den Erfahrungen unserer Leser ist die Pünktlichkeit im Regionalverkehr zurzeit aber eher die Ausnahme als die Regel. Muss man das so hinnehmen?

Zeil: Nein, das muss man nicht. Wir sind ja den Beschwerden sofort nachgegangen. Die Hauptprobleme liegen derzeit in den Räumen Augsburg und Nürnberg. Und auch der Ersatzfahrplan für die in Reparatur befindlichen ICE-Züge bereitet Schwierigkeiten. Aber das sind behebbare Probleme. Ich habe jedoch großes Verständnis für den Unmut der Fahrgäste. Im S-Bahnnetz München haben wir dagegen seit dem Fahrplanwechsel eine Pünktlichkeit von über 95 Prozent.

SZ: Der Freistaat bestellt bei der DB die Züge im Regional- und Nahverkehr. Mit ihnen fährt auch die Mehrzahl der Pendler. Diese Züge werden von der DB aber immer wieder aufs Haltegleis geschoben, wenn verspätete Fernzüge überholen wollen. Sind die Fahrgäste des Freistaates nur zweitklassig?

Zeil: Das sind sie nicht. Wir werden das bei der Bahn ansprechen. Wir wollen im Regional- und Fernverkehr natürlich eine gleichermaßen gute Beförderungsqualität.

SZ: Unsere Leser klagen über technische Störungen, kaputte Lokomotiven, defekte Weichen etc. Hat die Bahn in den letzten Jahren zu wenig in ihre technische Ausstattung investiert?

Zeil: Es ist richtig, dass wir eine chronische Unterfinanzierung in der Bahninfrastruktur haben. Das ist allerdings Aufgabe des Bundes. Die aufgeschobene Teilprivatisierung der Bahn hätte ja zusätzliches Geld bringen sollen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie der Verkehrsminister das Problembewusstsein bei der Bahn verstärken will.

SZ: Sie haben der Bahn wegen mangelhafter Leistungen jetzt die Gelder gekürzt. Hilft nur noch finanzieller Druck? Wenn Fahrgäste sich beschweren, nimmt das bei der DB offenbar niemand ernst.

Zeil: Unser Instrumentarium sieht solche Kürzungen bei mangelhaften Leistungen vor. Unsere Zusammenarbeit mit der Bahn ist gut, dennoch werde ich die Probleme beim nächsten Treffen mit Bahnchef Mehdorn ansprechen. Die Servicequalität der DB muss sich noch entscheidend verbessern.

SZ: Das Desaster nach dem Fahrplanwechsel hat den Eindruck vermittelt, dass es der Bahn nicht nur an Konkurrenz mangelt, sondern auch an Problembewusstsein. Können Sie etwas ändern?

Zeil: Auch das wird ein Thema sein. Die Bahn hat sich bereits jetzt einem verstärkten Wettbewerb zu stellen. Aber sie muss diesen Wettbewerb dann auch bestehen können.

SZ: Warum vergeben Sie nicht öfter Verkehrsleistungen im Regionalverkehr an private Bahnen? Unsere Leser loben die BOB und den Alex.

Zeil: Hier gibt es ein klares standardisiertes Verfahren, bei dem niemand bevorzugt oder benachteiligt wird. Die Vergabe wird ausschließlich nach objektiven Kriterien entschieden.

SZ: Wir leben im sogenannten Informationszeitalter. Bei der Bahn hat man aber das Gefühl, dass ihre internen Informationsstränge permanent gestört sind, die Fahrgäste erfahren bei Pannen als Letzte, was los ist - wenn überhaupt.

Zeil: Das geht natürlich nicht. Das habe ich selbst auch schon erlebt. Mangelnde Information trägt in solchen Stresssituationen nicht zur Entspannung bei.

SZ: Bei der SZ gehen immer neue Beschwerden von Fahrgästen ein. Kümmert sich die Politik im Freistaat zu wenig um die Zufriedenheit der Bahnbenutzer?

Zeil: Seit meinem Amtsantritt habe ich mich intensiv um den Schienenverkehr und die Anliegen der Fahrgäste gekümmert. Wir reagieren auf Beschwerden sofort. Verbesserungen müssen für die Fahrgäste aber auch spürbar werden.

© SZ vom 22.1.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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