Postkarten gegen Ressentiments:Aufklärende Landjugend

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  • Mit peppigen Postkarten will die Landjugendbewegung für ein besseres Miteinander mit Zuwanderern werben.
  • Blöde Frage, gute Antwort - nach diesem Prinzip sollen die Karten funktionieren.

Von Anne Kostrzewa, München

"Was machen eine Irakerin, ein Syrer und eine Oberpfälzerin in der Kirche?", fragt die grell pinke Postkarte. Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) hat sie entworfen, um sich in Bayern aktiv für eine gelebte Willkommenskultur auf dem Land einzusetzen. "Wir wollten was Peppiges, was die Leute dazu motiviert, sich zu informieren", erklärt Rupert Heindl, KLJB-Landesvorsitzender in Bayern. Nach und nach sollen die Karten, gefördert von der Stiftung Junges Land, unter die Leute gebracht werden, in Cafés, Kirchen, Wohnheimen. "Am besten überall. Denn die Botschaft ist wichtig", sagt Heindl. Bayerns Einwohner sollen verstehen, wie die Menschen leben, die aus fremden Ländern in ihren Ort kommen.

Die Frage auf der Postkarte erinnert an jene Witze, in denen etwa ein Amerikaner, ein Pole und ein Deutscher im Flieger sitzen und ganz Nationen-typisch handeln. Die selten überraschenden Pointen funktionieren, weil sie mit gängigen Vorurteilen arbeiten. "Genau um diese Anspielung auf Ausländerwitze ging es uns", bestätigt Heindl. "Nur, dass bei uns statt einer Pointe sachliche Informationen folgen."

Was machen eine Irakerin, der Syrer und die Oberpfälzerin in der Kirche?

Also, was tun denn nun die Irakerin, der Syrer und die Oberpfälzerin in der Kirche? Die Antwort ist so naheliegend, wie sie nur sein könnte: "Gottesdienst feiern", steht auf der Rückseite der Postkarte. Mit Verweis auf das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist außerdem zu lesen: "Flüchtlinge bringen ihren Glauben mit und wollen ihn weiterleben." Dann folgt ein Hinweis, der in Zeiten der Pegida-Aufmärsche eine ganz besondere Relevanz bekommt: "22 Prozent der Menschen, die 2013 in Deutschland einen Antrag auf Asyl gestellt haben, waren Christen und Christinnen."

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Blöde Frage, gute Antwort: Die Auflösung der auf Ausländerwitze anspielenden Sprüche steht auf der Rückseite. Hier lautet sie: Gottesdienst feiern.

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Hier lautet die Antwort: einkaufen.

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Wer hätte es gedacht? Lernen.

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Welch Überraschung: Bus fahren.

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Na ist doch klar: Fußball spielen.

Über einen Scan-Code können Interessierte noch mehr zum Thema erfahren. 1500 Karten gebe es bislang, erzählt Landeschef Heindl, mit fünf verschiedenen Motiven, eine für jeden bayerischen Regierungsbezirk - Franken zählt als Einheit.

Die grüne Postkarte schickt einen Kameruner, eine Afghanin und einen Schwaben zum Einkaufen in den Supermarkt ("Laut Asylbewerberleistungsgesetz erhalten Flüchtlinge monatliche Geldleistungen. Damit sollen Kosten für die persönlichen Bedürfnisse des täglichen Lebens gedeckt werden"). Auf der gelben Karte spielen eine Niederbayerin, ein Senegalese und ein Pakistaner Fußball, "eine der beliebtesten Sportarten der Welt", steht hinten drauf.

Die Franken haben sich über die ihnen zugedachte Karte beschwert

Die dunkelgrüne Karte ist dagegen eine Zukunftsvision: Was ein Eritreer, eine Nigerianerin und ein Oberbayer im Bus machen, fragt die Karte. Klar: "Bus fahren." Für einzelne Städte und Regionen trifft das bereits zu. Die Residenzpflicht, das erfährt man umseitig, ist vom Bundesrat im vergangenen Jahr gelockert worden. Ist die Neuregelung umgesetzt, auch das ist zu erfahren, können der Eritreer und die Nigerianerin beliebig weiterfahren und sich im ganzen Bundesgebiet frei bewegen.

Bleibt also noch der Spruch für Franken: Auf der blauen Postkarte lernen eine Tschetschenin, ein Somalier und ein Franke gemeinsam in der Schule. Umseitig erfährt man: Die Schulpflicht gilt unabhängig vom Aufenthaltsstatus. "Die Franken haben sich über die Postkarte beschwert", sagt Rupert Heindl belustigt, "weil es für ganz Franken nur einen Spruch gibt." Für ihn, sagt der Landesvorsitzende, sei das ein gutes Zeichen. "Es spiegelt die eigene Vielfalt wider, die wir in unserem Verband haben." Wenn bereits ein einzelner Verband so bunt sei, "dann ist das auch in Bayern zu schaffen."

© SZ vom 29.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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