Polizeihundeschule Herzogau:"Keinerlei Anhaltspunkte für Straftaten"

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Die Staatsanwaltschaft Regensburg stellt die Ermittlungen zu den Vorfällen an der Diensthundeschule Herzogau ein. Es habe sich kein Beleg dafür gefunden, dass Polizistinnen misshandelt worden seien.

Rolf Thym, Regensburg

Überraschende Wende in der Affäre um die Diensthundeschule der bayerischen Polizei in Herzogau. Die Staatsanwaltschaft Regensburg sieht nach einer Prüfung der schweren Anschuldigungen gegen Ausbilder der Schule "keinerlei Anhaltspunkte" für Straftaten. Ein förmliches Ermittlungsverfahren werde deshalb nicht eingeleitet, teilte Günther Ruckdäschel, der Leiter der Staatsanwaltschaft, am Freitag mit.

Kann aufatmen: Der Leiter der Polizeihundeschule in Herzogau. (Foto: Foto: dpa)

Trotz der Einstellung des Verfahrens forderten SPD und Grüne, dass Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in der kommenden Woche dem Landtag umfassend über die Diensthundeschule berichten müsse. Zu klären seien insbesondere disziplinarrechtliche Konsequenzen.

Offenbar hatten Polizei-Insider in einem anonymen Schreiben behauptet, in der Ausbildungsstätte im oberpfälzischen Herzogau seien Polizei-Hundeführerinnen wiederholt sexuell gedemütigt und weitere Lehrgangsteilnehmer systematisch erniedrigt worden. Zudem seien Polizeihunde gequält worden. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe zu Beginn dieser Woche hatte das Innenministerium strafrechtliche und disziplinarrechtliche Untersuchungen eingeleitet.

"Es war eine Mordsgaudi"

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft 15 von 16 Hundeführerinnen der Polizei vernommen, die während der letzten drei Jahre Kurse in Herzogau absolviert hatten. Eine Beamtin ist in Urlaub und derzeit nicht erreichbar.

Alle Zeuginnen hätten angegeben, "sie seien in Herzogau niemals zu irgendwelchen Handlungen gezwungen oder auch beleidigt worden", erklärte Ruckdäschel. "Keiner war etwas davon bekannt, dass jemand Urin trinken oder Essensreste hätte essen müssen. Tierquälerei wurde von allen bestritten."

Die von der Staatsanwaltschaft vernommenen Hundeführerinnen berichteten allerdings von "Erstlingshundeführertaufen", bei denen Szenen aus dem Lehrgang nachgespielt worden seien. Unter anderem hätten Hundeführer ihre eigenen Hunde gespielt, sich Leinen anlegen und mit Bier taufen lassen.

"Alle Zeuginnen haben geschildert", so betonte der Leiter der Staatsanwaltschaft, "dass die Teilnahme an der Taufe völlig freiwillig gewesen und von allen als Mordsgaudi angesehen worden sei." Innenminister Herrmann hat diese "Erstlingshundeführertaufen" am Freitag dennoch mit sofortiger Wirkung verboten.

Kein förmliches Ermittlungsverfahren

Nach Angaben der von der Staatsanwaltschaft befragten Beamtinnen sei es auch anderweitig zu keinerlei strafbaren Handlungen gekommen. Auf "irgendwelche rechtsradikalen Straftaten" haben sich nach Darstellung Ruckdäschels "keinerlei Hinweise ergeben". Die Hundeführerinnen seien jeweils in Anwesenheit einer erfahrenen Staatsanwältin vernommen worden. Das Angebot eines vertraulichen Gesprächs sei von allen Zeuginnen abgelehnt worden.

Da kein Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Aussagen bestehe, werde die Staatsanwaltschaft kein förmliches Ermittlungsverfahren einleiten. Zu überlegen sei nun, die anonymen Verfasser der Vorwürfe zu ermitteln, sagte Ruckdäschel.

Das für die Diensthundeschule zuständige Bereitschaftspolizei-Präsidium in Bamberg will nach Vorliegen des schriftlichen Ergebnisses der Zeugenbefragungen entscheiden, ob unabhängig von den nun abgeschlossenen strafrechtlichen Ermittlungen disziplinarrechtliche Untersuchungen gegen Ausbilder eingeleitet werden.

Bis zur Klärung der Vorwürfe bleibe es bei der bereits angeordneten Versetzung von drei bisher in Herzogau tätigen Ausbildern an andere Dienststellen, sagte ein Sprecher des Präsidiums.

© SZ vom 3./4.11.07/zif - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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