Pauli und die Interviews:"An den Haaren herbeigezogen"

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Die Fürther Landrätin räumt ein, neuerdings Geld für Interviews zu verlangen. Sie verwahrt sich aber gegen Unterstellungen, dass die Honorare einen Einfluss auf ihre Antworten hätten.

Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli hat eingeräumt, neuerdings Geld für Interviews zu verlangen. Sie verwahrte sich allerdings gegen Unterstellungen, dass die Honorarzahlungen einen Einfluss auf ihre Interviewaussagen hätten. "Dass ich bestimmte Aussagen an bestimmten Beträgen ausrichten würde, ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Wer meinen Weg verfolgt hat, weiß, dass ich mich nicht verbiegen lasse. Und das hängt nicht vom Geld ab, nicht von Macht und nicht von Positionen", sagte Pauli dem Bayerischen Runfunk.

Gabriele Pauli findet es "legitim", Geld für Interviews zu verlangen. (Foto: Foto: ddp)

Zuvor hatte die frühere CSU-Politikerin in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa den exklusiven Verkauf der Information über ihren CSU-Austritt an die Zeitschrift Vanity Fair bestätigt. In der Politik sei ein solches Vorgehen zwar nicht üblich, in anderen gesellschaftlichen Bereichen aber schon. Die Verhandlungen über Einzelheiten habe sie allein ihrem Agenten überlassen.

Zur Höhe des gezahlten Honorars wollte Pauli ebensowenig Angaben machen wie Vanity Fair-Chefredakteur Ulf Poschardt. Laut Focus-Chefredakteur Helmut Markwort verlangt Pauli derzeit für ein Interview 30.000 Euro.

Sie habe diesen Weg aber keineswegs allein des Geldes wegen beschritten. "Mir wurde garantiert, dass nur eine autorisierte Version des Interviews in dem Magazin erscheint," sagte sie der dpa. Bei breiter gestreuten Informationen habe sie immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sehr unterschiedliche Versionen in den Blättern über sie erschienen. Das habe sie damit ausschließen wollen.

Auf ihrer Website begründete Pauli das bezahlte Interview so: "Viele Medien haben damit Millionenumsätze gemacht, meine politischen und privaten Handlungen und Meinungen darzustellen und zu kommentieren, mich "rauf" und dann wieder "runter" zu schreiben. Um meine politische Arbeit fortsetzen zu können, ist es legitim, von denjenigen, die von meinem Engagement profitieren, einen Teil zu verlangen."

Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), nannte diese Argumentation "nicht nachvollziehbar". Pauli habe als Landrätin ein bezahltes Amt und sei nicht darauf angewiesen, zusätzlich Geld zu verdienen. Die Information von Journalisten gehöre zu den Aufgaben von Politikern - "aber nicht unseriös gegen Bezahlung. Das ist Scheckbuchjournalismus, den wir rundweg ablehnen", sagte Zörner weiter.

Der Chef der Fürther Landkreis-SPD, Michael Bischoff, erklärte, der Vorgang beschädige nicht nur die persönliche Glaubwürdigkeit Paulis, sondern auch das Vertrauen der Bürger in die neutrale Wahrnehmung des Amts der Landrätin. Er monierte, dass Pauli im Zuge ihres CSU-Austritts mehrere Termine im Landkreis abgesagt habe. Es entstehe der Eindruck, dass die Landrätin nur noch Tätigkeiten wahrnehme, "die sich mit Ihren anderweitigen Ambitionen vereinbaren lassen".

Nach wie vor ungeklärt ist die politische Zukunft Paulis, die vergangene Woche aus der CSU ausgetreten war. Sie sagte der dpa, sie sei nun offen für andere Parteien. "Das kann sowohl die Gründung einer neuen Partei als auch die Mitarbeit in einer bestehenden bedeuten. Wichtig ist, dass ich meine politischen Vorstellungen umsetzen kann."

Auf die Frage, ob sie sich auch eine Mitgliedschaft bei den Grünen vorstellen könnte, sagte sie: "Zur Zeit ist alles offen."

Pauli hatte mit ihrer Kritik am früheren Ministerpräsidenten und CSU-Chef Edmund Stoiber maßgeblich zu dessen Rückzug von seinen Ämtern beigetragen. Auf dem Parteitag im September kandidierte sie selbst für den CSU-Parteivorsitz, erhielt aber nur wenige Stimmen.

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