Pädophiler Pfarrer von Riekofen:Neue Vorwürfe, frühe Gewissheit

Jugendarbeit in der Bewährungszeit? Neue Verdachtsmomente bringen das Bistum Regensburg und Bischof Gerhard Ludwig Müller unter Druck.

Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Focus ermittelt die Kriminalpolizei, ob der einschlägig vorbestrafte Pfarrer während seiner Bewährungszeit verbotenerweise in der Jugendarbeit tätig war und ob das Bistum davon Kenntnis hatte. In dieser Zeit solle es zu einem neuerlichen Missbrauch gekommen sein.

Bischof Gerhard Ludwig Müller (Foto: Foto: ddp)

Bistumssprecher Jakob Schötz bestätigte dem Nachrichtenmagazin, dass der Pfarrer freiwillig bei "liturgischen Diensten" in der Dorfkirche von Riekofen geholfen habe, das Bistum habe davon aber nichts gewusst.

Der Pfarrer war 2000 wegen sexuellen Missbrauchs zweier Buben zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt worden. Der 39 Jahre alte Priester wurde vor mehr als einem Monat erneut verhaftet, weil er sich abermals an einem Ministranten vergangen haben soll.

Das Bistum Regensburg steht wegen des Missbrauchsskandals seit Wochen in der Kritik, weil vorbestrafte Priester nach einer Leitlinie der Deutschen Bischofskonferenz nicht wieder dort eingesetzt werden sollen, wo sie Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben.

Bischof Müller hat mehrfach erklärt, die Bistumsleitung habe sich keine Fehler vorzuwerfen. Eine Entschuldigung dafür, dass der pädophile Priester ohne Wissen der Gläubigen in Riekofen eingesetzt wurde, lehnt Müller ab.

Zuvor berichtete der Bayerische Rundfunk, dass dem Priester schon vor Jahren von einem Gutachter "homoerotische Pädophilie" bescheinigt worden war. Der BR stützte sich auf ein 1999 von der Deggendorfer Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebenes Gutachten.

Es sei Grundlage für die vom Gericht 2000 verhängte zwölfmonatige Bewährungsstrafe gewesen. Der damalige Kaplan hatte sich in Viechtach an mindestens einem Messdiener vergangen.

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