Optimistische Wirtschaftsprognose:Von Pleite keine Spur

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Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform blickt optimistisch in die Zukunft: 2009 werde es in Bayern weniger Pleiten geben als 2008. Eine Rechnung mit Unbekannten.

M. Hägler

Kurzarbeit, Absatzprobleme, Konjunktureinbruch, Rezession. Wer die Meldungen der vergangenen Wochen verfolgt, könnte glauben, dass im Jahr 2009 auch in Bayern reihenweise Unternehmen in den wirtschaftlichen Abwärtsstrudel gezogen werden und und pleitegehen. Doch von einer Zentralinstanz der Kreditwirtschaft kommt nun überraschend Entwarnung:

Überraschende Entwarnung: In Bayern werden nicht so viele Unternehmen pleite gehen, wie in anderen Bundesländern. (Foto: Foto: dpa)

Die bayerischen Unternehmen stehen erstaunlich gut da, erklärt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform, die bundesweit die Zahlungsmoral beinahe aller Bürger und Unternehmen unter die Lupe nimmt.

Höchstens 1,83 Prozent aller bayerischen Unternehmen werden im Jahr 2009 nach Schätzung von Creditreform wohl insolvent werden und Schulden nicht wie vereinbart zurückzahlen können. Ein geringer Wert im Vergleich zu Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt, die einen Risikoindikator von 3,5 Prozent aufweisen, und auch ein geringer Wert im Vergleich zur gesamtdeutschen Wirtschaft, deren Ausfallrisiko im Schnitt auf 2,4 Prozent geschätzt wird.

Aber, und das ist noch erstaunlicher, auch ein geringer Wert im Vergleich zum Jahr 2008, in dem die bayerischen Unternehmen noch weitgehend unbeeinträchtigt von der Finanzkrise arbeiten konnten. 1,66 Prozent der bayerischen Unternehmen gingen 2008 pleite, angeführt übrigens von der Gastwirtschaft mit einer Ausfallquote von 3,72 Prozent. Da scheint eine Steigerung um 0,2 Prozentpunkte nach dem Komma nicht wirklich gravierend.

"Wir glauben, dass die Ausfälle auch in diesem Jahr überschaubar bleiben", kommentiert Michael Aumüller, Geschäftsführer der Nürnberger Creditreform-Dependance. Er verweist auf den US-Notenbankchef Ben Bernanke, der nach den weltweiten Bankzusammenbrüchen inzwischen wieder Licht am Horizont sieht. "Sollte er recht behalten, dann ist unser prognostizierter Indikator von 1,83 sogar zu pessimistisch."

Wobei es jedoch auch viel schlechter kommen könnte - falls Großfirmen wie Opel zahlungsunfähig werden sollten. "Es ist klar, dass sich ein Zusammenbruch von Opel auch auf den bayerischen Risikoindikator massivst auswirken würde", sagt Aumüller. "So eine Insolvenz hat einen riesigen Rattenschwanz an Folgen, der natürlich auch bis zu Schaeffler und anderen Zulieferern reicht."

Doch solche Worst-case-Szenarien gibt es offiziell nicht bei Creditreform, auch weil die genauen Daten von Opel nicht in den Datenbanken gespeichert sind: Denn der Autobauer wird bei der Konzernmutter GM in den USA bilanziert.Selbst wenn Daten zu dem Autobauer und seinen Zulieferern vorlägen, wäre Creditreform allerdings mit einer Prognose vorsichtig, wie Aumüller betont. "Wir haben eine Verantwortung als Unternehmen und wissen, dass Wirtschaftsentwicklung auch abhängig ist von der Psyche."

Dass bereits jetzt das Vertrauen im Wirtschaftskreislauf gestört ist, beweist die eklatant gestiegene Neugier der Unternehmen auf die Bonität ihrer Kunden. 1,2 Millionen Privatpersonenauskünfte verkaufte die Nürnberger Creditreform im Jahr 2008, das sind gut 40 Prozent mehr als noch im Vorjahr. "Wir profitieren vom steigenden Sicherheitsbedürfnis in wirtschaftlich schwierigen Zeiten", sagt Michael Aumüller dazu. Wobei es auch hier eigentlich Entwarnung gibt: Die von Creditreform betriebenen Mahnverfahren gegen Privatkunden sind in der letzten Zeit nicht gestiegen.

© SZ vom 19.03.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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