Olympia: Willy Bogner:"Wenn ihr die Spiele nicht wollt, kriegt ihr keine"

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Willy Bogner, Chef der Olympia-Gesellschaft, über den Widerstand der Bauern in Garmisch, das fehlende Geld - und warum es so schwer ist, Sponsoren zu finden.

Michael Ruhland

Eigentlich wollte man ihn als Sponsor für die Münchner Bewerbung zu den Olympischen Winterspielen 2018 gewinnen. Doch dann überzeugten die Gesellschafter den Modeunternehmer Willy Bogner, selbst Verantwortung zu übernehmen. Seit November 2009 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der Bewerbungsgesellschaft. Im Moment sieht es danach aus, als würde die Kandidatur im Desaster enden. Es fehlt an Geld und Rückhalt in der Bevölkerung. Michael Ruhland sprach mit Willy Bogner über die Krise.

Willy Bogner: "Unsere Rolle ist es, die Bewerbung so gut wie möglich zu unterstützen." (Foto: ddp)

SZ: Herr Bogner, haben Sie mit derart großen Problemen gerechnet, als Sie den Ein-Euro-Job als Geschäftsführer übernommen haben?

Willy Bogner: Keine Bewerbung kam bisher ohne Kritik interner und externer Art aus und ging geräuschlos über die Bühne. Die Olympischen Spiele sind weltweit aber so akzeptiert, dass eigentlich ein großer Konsens herrscht: Die Menschen wollen die Spiele.

SZ: Jetzt fehlt der Bewerbungsgesellschaft aber Geld. Wie lange reicht es noch?

Bogner: Klar ist, dass wir aus der Wirtschaft nicht den gesamten Betrag für die Bewerbung realisieren können. Deshalb ist jetzt die Politik gefordert.

SZ: Ihr Brandbrief an Aufsichtsräte und Gesellschafter, in dem Sie mehr Geld fordern, kann nur heißen: Die Bewerbungsgesellschaft steht kurz vor der Insolvenz.

Bogner: Soweit wollen wir es eben nicht kommen lassen. Deshalb müssen jetzt solide finanzielle Grundlagen gelegt werden. Bewerber sind die Stadt München, die Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, Königsee im Berchtesgadener Land und der Freistaat. Unsere Rolle ist es, die Bewerbung so gut wie möglich zu unterstützen. Uns wurde die Aufgabe gestellt, das soweit wie möglich über Private zu erreichen. Nur wird der Zeitraum bis zur Abgabe an den IOC immer kürzer. Wir brauchen eine Garantie von der Politik, eventuelle Defizite auszugleichen. Sobald wir eine Zwischenfinanzierung haben, ist die Lage nicht mehr dramatisch.

SZ: Wie viel Millionen brauchen Sie denn?

Bogner: Ich werde keine Zahlen nennen. Die Größenordnung hängt von den Qualitätsstandards ab. Es gibt minimale oder gute. Wir wollen uns an den erfolgreichen Bewerbungen von Sotschi, Turin und Vancouver orientieren. Deshalb werden die 30 Millionen Euro nicht reichen, die waren ein Schätzwert. Wie viel nötig ist, werden wir am Donnerstag mit Aufsichtsrat und Gesellschaftern diskutieren.

SZ: Wenn man Ihnen nicht mehr Geld bewilligt, werfen Sie dann hin?

Bogner: Ich gehe davon aus, dass man unseren Argumenten folgen wird. Es ist aber auch nicht meine Art, so schnell aufzugeben.

SZ: Warum ist es so schwer, mehr Sponsoren zu finden?

Bogner: Wir waren nicht unerfolgreich. Ich habe über 150 Kontakte hergestellt, aber wir können unsere Partner nicht zwingen. Selbst ein gut befreundeter Top-Manager sagte mir, dass es momentan nicht die Zeit sei, als Sponsor einzusteigen.

SZ: Als Mann der Wirtschaft waren Sie aber angetreten, große Fische an Land zu ziehen. Das ist Ihnen missglückt.

Bogner: Das stimmt so nicht. Ich habe die BayWa gewonnen, und nächste Woche wird noch ein nationaler Förderer dazukommen. Aber insgesamt dauert es zu lange.

SZ: Tatsache ist, dass Sie für viele im Oberland vom Hoffnungsträger zur Reizfigur mutiert sind. Auch gestern gossen Sie wieder Öl ins Feuer, als Sie sagten, ein so großes Projekt dürfe nicht am Eigensinn einzelner Eigentümer scheitern.

Bogner: Das habe ich so nicht gesagt. Tatsache ist, dass es Sache der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen ist, die Verhandlungen zu führen. Wir haben da gar keine rechtliche Handhabe. Garmisch hat sich beworben und ist verpflichtet, bestimmte Flächen zur Verfügung zu stellen.

SZ: Warum sind Sie nicht vor Monaten mit Sympathieträgern wie Jochen Behle oder Verena Bentele selbst nach Garmisch oder Oberammergau gefahren, um die Grundeigentümer für die Olympische Idee zu gewinnen?

Bogner: Ich war mindestens fünfmal in Garmisch. Ich habe mit allen geredet, die mit mir reden wollten. Wir haben Bürgerversammlungen gemacht, sind zu Trachtenvereinen gegangen. Ob die betroffenen Bauern da waren, weiß ich nicht. Sie haben sich nicht gemeldet.

SZ: Vergangene Woche gab es jetzt Info-Abende, den betroffenen Bauern wurden zur Einladung die Vertragsentwürfe mit der Bitte mitgeschickt, sie doch gleich mitzubringen. Die ausgelobte Prämie von 250 Euro für die Unterschrift betrachteten viele als Bestechungsversuch.

Bogner: Das kann ich nicht kommentieren. Was ich weiß, ist, dass man ihnen ein Angebot gemacht hat. Daran ist nichts auszusetzen. Der Sinn der Sache ist doch, dass die Bauern daran verdienen sollen.

SZ: Wie wollen Sie denn den Karren noch aus dem Dreck ziehen?

Bogner: Wenn die Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen nicht die Leistungen erbringen kann, zu denen sie sich verpflichtet hat, dann sehen wir keine Alternative. Wir können die alpinen Wettbewerbe nicht woanders hin verlegen. Ich muss klar sagen: Wenn ihr die Spiele nicht wollt, dann kriegt ihr sie nicht. Es müssten sich jetzt die Befürworter melden, die ja in der großen Mehrheit sind. Gerne auch mit einer Pro-Olympia-Demonstration.

SZ: Die Zeit drängt. Am 11. Januar müssen Sie das fertige Konzept beim IOC hinterlegen. Wie wollen Sie das noch schaffen?

Bogner: Wir haben Zeit bis zum 11. Januar 2011. Und ich gehe davon aus, dass die Gemeinde in den nächsten Monaten die Verträge unterzeichnet bekommt.

© SZ vom 15.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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