Der langjährige Vorstandsvorsitzende der Rummelsberger Anstalten, Pfarrer Karl-Heinz Bierlein, ist am Donnerstag mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten.
Bierlein, der auch als Rektor der Rummelsberger Brüderschaft fungierte, reagierte damit auf hausinterne Vorwürfe, wonach es im Umgang mit Diakonenschülern der Rummeslberger Anstalten "zu Grenzüberschreitungen" gekommen sei. Nähere Angaben über die Beschuldigungen im Einzelnen wollen die Rummelsberger heute bei einer Pressekonferenz in Nürnberg bekanntgeben.
Bierlein ließ mitteilen, er werde alles in seiner Macht stehende dazu beitragen, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe aufzuklären. In einer Dringlichkeitssitzung hat der evangelische Landeskirchenrat seinem Rücktrittswunsch entsprochen.
Die Justiz ist seit Mittwoch über die Vorwürfe informiert. "Wir haben Kenntnis davon, dass es in den Rummelsberger Anstalten zu auffälligen Vorgängen in Zusammenhang mit einem psychologischen Projekt gekommen sein könnte", sagte ein Sprecher des Oberlandesgerichts Nürnberg. Derzeit werde geprüft, ob Anhaltspunkte für ein strafrechtlich zu belangendes Verhalten vorliegen. Ein Ermittlungsverfahren gegen Bierlein sei jedoch noch nicht eingeleitet.
Bierlein, 56, gilt als einer der profiliertesten Vertreter der Diakonie in Bayern. Erst im vergangenen Jahr war er für sein Engagement für sozial benachteiligte Menschen mit dem bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet worden.
Neben seinen Führungsposten in Rummelsberg fungiert er seit 2000 auch als Vorsitzender des Diakonischen Rats im Diakonischen Werk in Bayern sowie als Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege.
Bierleins Karriere war nach Plan verlaufen: Nach seiner Ordination 1979 in Windsbach war er bis 1982 als Studieninspektor des Windsbacher Knabenchors tätig. Von dort ging er zum Collegium Augustinum nach München und wechselte 1997 nach Rummelsberg, wo er den Vorsitz der Anstalten übernahm. Bierlein ist verheiratet und hat drei Kinder.
Die Rummelsberger Anstalten beschäftigen nahezu 6100 Mitarbeiter und zählen zu den größten Trägern der Diakonie im Freistaat. Sie unterhalten 170 Einrichtungen und Dienste in Krankenhäusern, Kinder- und Jugendhilfe-Häusern, in der Behindertenhilfe, in Alten- und Pflegeheimen, Schulen und Ausbildungsstätten.