Nichtrauchergesetz beschlossen:Der Qualm der Anderen

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Man muss den Bayerischen Landtag loben, der mit großer Mehrheit das bisher schärfste Nichtrauchergesetz der Republik verabschiedet hat: Die Regelungen schützen die Verbraucher endlich so, wie es auch nötig ist.

Werner Bartens

Sensationelle Forschungsergebnisse sind zu vermelden. Erstens: Rauchen macht krank. Zweitens: Rauchen tötet. Drittens: Passivrauchen hat die gleichen Folgen. Wer es noch nicht wusste, kann es auf jeder Zigarettenpackung nachlesen.

Mit dem neuen Nichtrauchergesetz brechen für Tabakfreunde in Bayern schwere Zeiten an. (Foto: Foto: ddp)

Die wissenschaftlichen Beweise, die zu diesen Erkenntnissen geführt haben, waren 40 bis 50 Jahre lang offenbar nur eingeweihten Forscherkreisen bekannt. Irgendwer muss sie ausgeplaudert haben, denn seit wenigen Jahren werden endlich in immer mehr Ländern Gesetze und Verbote zum Schutz der Nichtraucher beschlossen.

Man muss den Bayerischen Landtag loben, der am Mittwoch mit großer Mehrheit das bisher schärfste Nichtrauchergesetz der Republik verabschiedet hat. Es lässt nur wenige Ausnahmen zu, wo das Rauchen weiterhin erlaubt sein soll. In allen öffentlichen Gebäuden, Gaststätten und Festzelten im Freistaat ist es vom 1. Januar an verboten - auch auf dem Oktoberfest.

Es geht nicht um Gemütlichkeit und Geselligkeit, sondern um die Gesundheit, die in Gefahr ist. Denn ähnlich wie im Fall von radioaktiver Strahlung gibt es auch bei Tabakrauch keinen noch so niedrigen Grenzwert, der völlig unbedenklich ist.

Raucher sind schon ein putziges Völkchen. Sie machen sich Gedanken darüber, ob es schädlich ist, die Zigarette an einer Kerze anzuzünden, während sie unbesorgt Nikotin, Teer, Kondensat und andere giftige Stoffe einsaugen.

Die Schäden für Passivraucher tun sie und die Raucherlobby jedoch gerne als Petitesse ab. Dabei wissen Forscher, dass Nichtraucher, die ständig den Rauch anderer inhalieren müssen, weit größeren Gefahren ausgesetzt sind, als man bei der Dosis vermuten würde, die sie aufnehmen.

Das Herzinfarktrisiko eines Nichtrauchers, der mit einem Raucher zusammenlebt (und das eines Beschäftigten in einem verrauchten Gastronomiebetrieb), ist beispielsweise um 30 Prozent gegenüber einem "richtigen" Nichtraucher erhöht.

Es ist sogar halb so groß wie das Risiko eines Rauchers, der täglich 20 Zigaretten raucht - auch wenn ein Passivraucher nur einem Prozent der Schadstoffe ausgesetzt ist, die der Raucher abbekommt. Das Risiko steigt eben nicht linear mit der Dosis an. Schon eine kleine Menge Qualm kann ziemlich viel Schaden anrichten.

Die Politiker haben das Nichtrauchergesetz keineswegs aus ökonomischen Erwägungen beschlossen, etwa weil sie - einem verbreiteten Vorurteil zufolge - die Ausgaben im Gesundheitswesen senken wollten. Raucher werden zwar viel öfter krank als Nichtraucher. Sie sterben aber auch früher und - wenn sie einmal schwer erkrankt sind - schneller, sodass sie in ihrem Leben erheblich weniger Behandlungskosten verursachen als Nichtraucher.

Jede Ausnahme vom Nichtraucherschutz macht Menschen krank und kränker. Welche politischen Hintergründe der bayerischen Entscheidung auch zugrunde liegen mögen - sie schützt die Verbraucher endlich so, wie es nötig ist.

© SZ vom 13.12.2007/schä - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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