Neue Regelung an Schulen:Elterngespräch soll Pflicht werden

Lesezeit: 1 min

Nach dem Willen von Kultusminister Schneider soll Lehrern, die mit schwer erziehbaren Jugendlichen zu tun haben, bald ein neues Mittel an die Hand gegeben werden: Verpflichtende Elterngespräche.

Christine Burtscheidt

Kultusminister Siegfried Schneider will künftig das Elterngespräch zur Pflicht machen. Zumindest einmal im Jahr sollen sie in der Schule ihrer Kinder erscheinen. "Es gibt nicht nur Elternrechte, sondern auch Elternpflichten", kündigte der Minister an.

Schüler zeigen ihre Zeugnisse. Mehr Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern soll nun Pflicht werden. (Foto: Foto: dpa)

Damit soll vor allem den Lehrern ein Mittel an die Hand gegeben werden, die mit schwer erziehbaren Jugendlichen zu tun haben. Weigern sich Eltern nachhaltig, der Pflicht nachzukommen, sollen Schulleitungen auch das Jugendamt einschalten können.

Das Thema war bereits Gegenstand im Ministerrat und versteht sich als Teil des Maßnahmenkatalogs der Staatsregierung zur Jugendgewaltprävention. Das Kultusministerium will dazu nun die erforderliche rechtliche Grundlage schaffen. Ob es tatsächlich zu einem Pflichtgespräch kommen wird, ist jedoch fraglich, denn bei Eltern und Lehrern stößt der Vorschlag auf Ablehnung.

"Beim Jugendamt die Eltern anzuschwärzen, kann nicht der richtige Weg sein", sagt Thomas Lillig, Vorsitzender der Landeselternvereinigung an bayerischen Gymnasien. Es bringe auch nichts, die Probleme auf eine Behörde abzuwälzen, die keine Kompetenzen habe. Statt eines "Zwangsgesprächs" rät er zur vertrauensvollen Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe. Gebe es Probleme, sollten sie den Eltern gegebenenfalls schriftlich mitgeteilt und diese dann zu einem Einzelgespräch eingeladen werden.

Auch Isabell Zacharias vom bayerischen Elternverband fordert eine "Kultur des Miteinanders" zwischen Eltern und Lehrern und hält nichts von verpflichtenden Elterngesprächen unter Androhung der Einschaltung des Jugendamts. "Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist es bereits zu spät." Skeptisch äußern sich auch Lehrer. "Wir brauchen an den Schulen gerade die Eltern, die nicht kommen", sagt der Vorsitzende des Realschullehrerverbands, Anton Huber. Doch hat er Zweifel, ob ein Zwangsgespräch pädagogisch sinnvoll ist. Da sei der Ausgang schon programmiert.

© SZ vom 16.01.2008/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: