Nach dem Parteiaustritt der CSU-Rebelling:Wo ist Pauli?

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Gabriele Pauli verlässt die CSU. Doch Fragen nach ihrer beruflichen Zukunft bleiben unbeantwortet. Der Grund: Die Landrätin ist untergetaucht.

Auf solche Bilder verzichten Kommunalpolitiker nur ungern: Händeschütteln bei der Scheckübergabe, ein neuer Prospekt und Visionen für den Landkreis obendrauf. Fürths Landrätin Gabriele Pauli dagegen scheint mit ihrer Zeit im Zirndorfer Pinderpark bereits abgeschlossen zu haben: Am Tag nach ihrem Austritt aus der CSU schwänzte sie die Ausschüttung von 500 Euro aus der neuen Landkreisstiftung an einen Pflege-Verein. Alles, was die erwartungsvoll angereisten Kamerateams vor die Linse bekamen, war ein Schild an Paulis Zimmer: "Büro der Landrätin - nicht besetzt".

Seit ihrer Ankündigung, die CSU zu verlassen, ist die Fürhter Landrätin untergetaucht. An ihrer Bürotür hängt lediglich ein Schild mit den dünnen Worten: "Büro der Landrätin - nicht besetzt". (Foto: Foto: dpa)

Allen Spekulationen um einen vorzeitigen Abschied Paulis aus der Kommunalpolitik, also noch vor den Kommunalwahlen, bei denen sie nicht mehr kandidieren wird, entzog ihr Büroleiter Bernd Kuch jedoch den Boden: "Die Landrätin nimmt heute nichtöffentliche Termine wahr." Bei öffentlichen Terminen, so bittet Kuch um Verständnis, wären auch Fragen zu anderen Themen gekommen. Dazu wolle sie sich derzeit aber nicht äußern. Funkstille also, seitdem die 50-Jährige via Lifestyle-Magazin Vanity Fair ihren Austritt aus der CSU bekannt gab. Aus Verbitterung darüber, dass sich die CSU-Spitze seit Monaten nicht mehr bei ihr gemeldet habe.

Per SMS erfuhr am Mittwoch ihr CSU-Nachfolgekandidat Matthias Dießl von ihrem Rückzug. Am Donnerstagmorgen übertrug Gabriele Pauli ihm dann gleich noch das Spießrutenlaufen vor den Kameras. Glücklich sieht der 31-Jährige denn auch nicht aus, als er im Sitzungssaal des Landratsamts den symbolischen Scheck überreicht und viele Hände schüttelt. "Das würde man sich anders wünschen" urteilt er später über den Stil der Noch-Landrätin.

Natürlich berühre ihr Verhalten auch die Menschen im Landkreis Fürth: "Aber ich denke, man kann da differenzieren. Wir sind ja schon ein Stück weit neu ausgerichtet. "In der vergangenen Woche, als Pauli noch öffentliche Termine wahrnahm und auch den Fragen der Reporter nicht auswich, konnte man ihren Unmut über das Verhalten der Parteispitze bereits spüren.

Seit dem Parteitag habe sich niemand bei ihr gemeldet, hatte sie sich bei einem Termin auf einem Recyclinghof in Veitsbronn beschwert. Dass das Kabinett von Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) mutlos sei und sie auch nach ihrem Abschied als Landrätin "was Politisches" machen werde.

Auf die Frage, ob sie zu den Freien Wählern gehe, hatte sie bis dahin immer nur gelächelt und gesagt: "Meine Heimat ist und bleibt die CSU." Über den plötzlichen Sinneswandel würden nun einige gerne mit Gabriele Pauli reden. Doch im Sitzungssaal des Landratsamtes, wo es nach Zimt und Kuchen riecht, ist die Landrätin nur als Unterschrift auf einer Urkunde präsent.

In der Vitrine mit Gastgeschenken anderer Landkreise ist eine Modell-Latrine aus Holz ausgestellt. Darauf steht der Spruch: "Das war schon immer so. Die Obern scheißen immer auf die Unteren." Das hat offenbar auch "die Gabi", wie Pauli in ihrem Landkreis genannt wird, in der CSU so empfunden, wie sich aus ihrer Parteiaustrittsbegründung herauslesen lässt.

Wie zur Bestätigung höhnte ein Mitglied der Jungen Union, Parteichef Erwin Huber könne ja schließlich nicht auf jedes der 180.000 CSU-Mitglieder zugehen - und für Gabriele Pauli gälten schließlich keine Sonderrechte.

Auch auf die bohrenden Fragen der Journalisten hin will Paulis unglücklicher Büro-Chef an diesem Donnerstag nicht die "nichtöffentlichen Termine" seiner Chefin preisgeben: "Dazu bin ich nicht befugt", sagt Kuch. Er gehe aber davon aus, dass sie bald wieder auftauchen werde. "Die Zeit wird kommen, denn sie will ja auch weiterhin Politik machen."

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